„Aus dem Land der schlafenden Löwen“:
Mein Vater
Mein Vater war ein alter Mann,
groß , dunkel ,fast ein wenig gelb .
Er saß viele Stunden jeden Tag
auf dem Stuhl, wo ich jetzt sitze
Er runzelte die Stirn in hundert Falten,
paffte Brasil Nova 30 , Fehlfarben.
Vielleicht dachte er nach,
oder betäubte er sich?
Ich rauche schon lange nicht.
Die Himmel werden weiter und heller,
aber sie kommen mir zu nah.
Ich lebe in Verwirrung,
sitze hier, die Stirn geballt.
Mein Herz weiß ganz genau,
wohin der Fluss strömt
und wann er sich teilt und gibt
Doch ich will uns halten,
weine dem Glück hinterher.
Bitte, Liebe, gehe mit Vorsicht,
dass der Schnee dich nicht schluckt
Auch mein Vater war ein alter Mann:
Vor seinem Tod verbrannte er Briefe.
Fiel es ihm schwer?
Fand er das Meer?
1 comment:
also, ich mags wohl. der denkstuhl gibt der ganzen komposition des gedichtes eine feste struktur - eine permamente generationsübergreifende abfolge der nachdenklich sitzenden. Toll find ich die Metapher des "Stirnballens". Erinnert etwas an Kafkas "Der Bau", in dieser Erzählung versucht ein geradezu paranoider MAulwurf seinen Bau vor Feinden zu schützen und schlägt mit seiner Stirn gegen die Innenwände des Baus, bis diese blutig wird. Auch die Verwendung des Begriffs "Brief" als Metapher für bestimmte personelle Erinnerungen, Bindungen, Erfahrungen finde ich schön.
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