google analytics

Thursday, June 27, 2013

ODE AN DIE DUNKELHEIT, ein Entwurf, Juni 2013


Ode an die Dunkelheit

Zum Meer in der Dunkelheit
mein Ohr in der Nacht
Im Sand, an der Grenze
Zwischen Himmel und Erde,
zwischen Erde und Meer,
eine Linie, die sich ewig wandelt

in den Rhythmen von Wind und Mond,
im Gesang der Sterne,
und alles vergeht ,
wieder und wieder kommt das Meer
und immer in Verwandlung

Ohne Kinder und Geschichten,
allein,
Wirst du ins Vergessen gleiten?
Hast du zugehört,
getröstet,
wo ist dein Herz?
Bist du hier?
Was bleibt?

Durch Fäulnis, Feuer, Wasser
Und in den Stürmen der Sonne
Wirst du zersetzt, aufgelöst,
bist erlöst im Tanz der Elemente.
  
Bist  destilliert
Im Rauch
Zu fliegen,
Ein Streicheln in der Luft
Mit leuchtenden Schwingen

Du, der du lebst, liebst, sorgst.
So oft ineinander verschlungen.
In all deiner Leidenschaft
Und voll von Sehnsucht,
Getrieben von Gier,
von Hunger, von Durst

Nackt bist du geboren,
dir gehört nichts,
Sohn und Tochter des Himmels
Bote ferner Milchstraßen
Lass los, du bist frei

Ich weiß nicht, was Auferstehung heißt,
ich wurde vor langer Zeit gerufen,
ich trinke Sternenstaub.
Wohin ich reise, weiß ich nicht

Schlüssel brauche ich nicht,
alle Tore sind offen,
ich gehe, durchdringe,
ich in einem Mantel aus Nichts
in Dunkel verhüllt
werde ich Licht


Und auch Du wirst
in diesen dunklen Fluss steigen
nackt, erlöst, wirst schwimmen
träumen, verdunsten, ein Nebel,
ein Geruch, eine Erinnerung,

der Schrei eines Vogels,
Blüten, Jasmin,
eine Welle , Schaum,
und endlich
Licht, frei im Licht,
Dunkel, frei in dieser Nacht



 C.T.Feder, 2013


Kommentar:

Ich hasse diese selbstbestrafende puritanische Vorstellung vom Leben als Jammertal und von der Erlösung in einem Jenseits. Ich bin sicher nicht masochistisch genug, um unbedingt nur das Dunkel suchen zu wollen, nur damit ich dann wieder ins Licht kommen kann. Dennoch ist das Dunkel fraglos da, aber ebenso das Licht. Das Leiden ist ebenso hier wie die Freude. Eines besteht nicht ohne das andere. Es sind keine Gegensätze sondern Pole.
Die Tore der Wahrnehmung bestimmen dein Leben. Jedes geschlossene Tor bedeutet Verarmung, Einsamkeit, Abtrennung.
 Ja, es gibt ein Traumland, tiefe Schichten, aus denen Bilder steigen, in dem eine Kraft wohnt, die viel stärker ist als die Energie die wir für unsere Tagesorganisation brauchen, eine oft furchterregende lebendige fließende strömende Urkraft. Dieses Traumland ist nur so dunkel, weil wir so wenig bewusst darin zu leben gewohnt sind. In der Tat  sind Selbstbeherrschung, ungeteilte Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen unabdingbar, um einen Kahn durch dieses innere Meer zu steuern.
 Eros und Thanatos wohnen nahe beieinander,  Chaos und Leidenschaft sind ihre Begleiter, Sehnsucht ist ihre Lebensader, Schmerz die Nahrung. Erlösung und Gnade finde ich nicht nur im Orgasmus und im Tod sondern im Leben, in der Stille und im Teilen, in  Kommunikation,  in Bewegung und  in Musik.
Wir leben bis wir tot sind, mindestens.
Also, raus aus den Löchern, der  vermeintlichen Hilflosigkeit, dem sinnlosen Schuldbewusstsein, den Vorwürfen an das Leben, den sich in den Schwanz beißenden Folgerungen scheinbarer Logik.
Gnade.
Oder Zitronenbonbons.