Ode an die
Dunkelheit
Zum Meer in der Dunkelheit
mein Ohr in der Nacht
Im Sand, an der Grenze
Zwischen Himmel und Erde,
zwischen Erde und Meer,
eine Linie, die sich ewig wandelt
in den Rhythmen von Wind und Mond,
im Gesang der Sterne,
und alles vergeht ,
wieder und wieder kommt das Meer
und immer in Verwandlung
Ohne Kinder und Geschichten,
allein,
Wirst du ins Vergessen gleiten?
Hast du zugehört,
getröstet,
wo ist dein Herz?
Bist du hier?
Was bleibt?
Durch Fäulnis, Feuer, Wasser
Und in den Stürmen der Sonne
Wirst du zersetzt, aufgelöst,
bist erlöst im Tanz der Elemente.
Bist destilliert
Im Rauch
Zu fliegen,
Ein Streicheln in der Luft
Mit leuchtenden Schwingen
Du, der du lebst, liebst, sorgst.
So oft ineinander verschlungen.
In all deiner Leidenschaft
Und voll von Sehnsucht,
Getrieben von Gier,
von Hunger, von Durst
Nackt bist du geboren,
dir gehört nichts,
Sohn und Tochter des Himmels
Bote ferner Milchstraßen
Lass los, du bist frei
Ich weiß nicht, was Auferstehung heißt,
ich wurde vor langer Zeit gerufen,
ich trinke Sternenstaub.
Wohin ich reise, weiß ich nicht
Schlüssel brauche ich nicht,
alle Tore sind offen,
ich gehe, durchdringe,
ich in einem Mantel aus Nichts
in Dunkel verhüllt
werde ich Licht
Und auch Du wirst
in diesen dunklen Fluss steigen
nackt, erlöst, wirst schwimmen
träumen, verdunsten, ein Nebel,
ein Geruch, eine Erinnerung,
der Schrei eines Vogels,
Blüten, Jasmin,
eine Welle , Schaum,
und endlich
Licht, frei im Licht,
Dunkel, frei in dieser Nacht
Kommentar:
Ich hasse diese selbstbestrafende puritanische Vorstellung
vom Leben als Jammertal und von der Erlösung in einem Jenseits. Ich bin sicher
nicht masochistisch genug, um unbedingt nur das Dunkel suchen zu wollen, nur
damit ich dann wieder ins Licht kommen kann. Dennoch ist das Dunkel fraglos da,
aber ebenso das Licht. Das Leiden ist ebenso hier wie die Freude. Eines besteht
nicht ohne das andere. Es sind keine Gegensätze sondern Pole.
Die Tore der Wahrnehmung bestimmen dein Leben. Jedes
geschlossene Tor bedeutet Verarmung, Einsamkeit, Abtrennung.
Ja, es gibt ein
Traumland, tiefe Schichten, aus denen Bilder steigen, in dem eine Kraft wohnt,
die viel stärker ist als die Energie die wir für unsere Tagesorganisation
brauchen, eine oft furchterregende lebendige fließende strömende Urkraft.
Dieses Traumland ist nur so dunkel, weil wir so wenig bewusst darin zu leben
gewohnt sind. In der Tat sind
Selbstbeherrschung, ungeteilte Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen
unabdingbar, um einen Kahn durch dieses innere Meer zu steuern.
Eros und Thanatos
wohnen nahe beieinander, Chaos und
Leidenschaft sind ihre Begleiter, Sehnsucht ist ihre Lebensader, Schmerz die
Nahrung. Erlösung und Gnade finde ich nicht nur im Orgasmus und im Tod sondern
im Leben, in der Stille und im Teilen, in
Kommunikation, in Bewegung und in Musik.
Wir leben bis wir tot sind, mindestens.
Also, raus aus den Löchern, der vermeintlichen Hilflosigkeit, dem sinnlosen
Schuldbewusstsein, den Vorwürfen an das Leben, den sich in den Schwanz
beißenden Folgerungen scheinbarer Logik.
Gnade.
Oder Zitronenbonbons.
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