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Saturday, June 27, 2009
Wigry: Der Zauberer, der Hund und der Bruder
Der Zauberer, der Hund und der Bruder
Der Zauberer drehte sich. Die Glocken in seinem spitzen Filzhut füllten den Rauch von den Feuern mit hohen Tönen, und Rauch und Töne klangen schwerelos im Himmel. Der Zauberer tanzte und tanzte, drehte sich und drehte sich. Die Feuer um ihn knisterten, leckten ihm die Beine, glühten, loderten, rochen nach Fichtennadeln und Birkenteer.
Er stampfte mit den Füssen, an denen Ringe mit Schellen flogen- Er schüttelte seine langen Stoffzöpfe, die Pferdehaare an seinem Hut, und das goldene Rentiergeweih glitzerte ganz oben.
Die Trommel schlug er, er schlug die Trommel die ganze Zeit, ein rasender Herzschlag, ein Innehalten, ein erneutes Rasen, er tanzte und er drehte sich.
Er begann zu singen.
Aus seinen Worten wuchs Gras, und Licht floss aus seinen Augen, leuchtete, verdichtete sich um die Wurzeln eines einzelnen Baumes.
Ein Hund trottete heran, jaulte, versuchte um die Wurzeln herum alles abzugraben. Erde, Blätter, Nadeln und Ameisen flogen in alle Richtungen, doch irgendwie im Kreis.
Aus den wirbelnden Wolken tropfte langsamer Regen, und kleine Tropfen, große Tropfen kühlten die Stirn. Der Hund roch nach nassem Hund. Der Zauberer tanzte, er trommelte und tanzte, er sang und er trommelte.
„He“ , sagte der Hund, „komm und hilf mir“.
Der Zauberer tanzte und drehte sich, und er wirbelte so schnell so schnell. Und aus ihm heraus wie aus einem Wirbelsturm sprang sein Bruder.
Der Bruder trug Flügel auf dem Rücken, große unbeholfene Flügel, gelb und rot und mit schwarzen Punkten.
Er hinkte ein wenig, ging langsam zum Hund . „Wohin gehen wir?“,sagte er.
Der Zauberer trommelte, und das Trommeln klangen jetzt immer weiter und weiter weg.
Der Bruder grub und der Hund grub bis beide unter der Erde verschwanden. Es wurde dunkler, roch nach Erde, nach Kellern, Bunkern, Gräbern, Verlies, nach Höhlen, nach Äckern, nach Fruchtbarkeit, nach keimender Saat und nach dem Ruf der Krähen, die über frisch gepflügten Feldern lauern.
Der Bruder ging mit dem Hund, der Hund mit dem Bruder. Sie fanden eine steinerne Treppe, die sie hinabstiegen, und ihre Schritte hallten und schallten tiefer und tiefer, und es wurde kälter und kälter, je tiefer und tieftiefer sie gingen.
„Ich friere“, sagte der Hund, und der Bruder trug ihn im Arm. Der Hund wurde schwerer und schwerer, der Arm tauber und tauber, und sie konnten keinen Grund sehen noch ahnen, und als sie schon fast am tiefsten und allertiefsten der Welt waren, da sahen sie ein Licht. Ein leises Leuchten drang in ihr Dunkel, klein, zart , hell und unendlich schön. Und mit dem Licht hörten die beiden eine sachte Musik, dabei ein Cello klagend, und schluchzend; und sie ahnten noch das Trommeln und Singen hoch oben, wo der Zauberer tanzte und tanzte und trommelte und trommelte und sang , unaufhörlich, als müsse er uns alle am Leben halten.
Der Bruder setzte den Hund ab,und beide folgten dem Strahl, der Hund voraus, immer schneller. Wärmer und wärmer wurde es je näher sie dem Licht in der Tiefe kamen. Durch einen Flachsblütenlilafliederpurpurvorhang trotteten sie zusammen in eine Kammer, in der große und kleine Sofakissen aus lagen, Kissen aus aller Welt, Farben und Muster aus Persien, Nepal, Teppiche aus Marokko, dazwischen Schalen mit Obst, Karaffen mit Wasser, Nüsse, Feigen und Datteln. In einer Ecke gab es einen sprudelnden Brunnen, in der anderen brannte Räucherwerk mit Weihrauch, Zimt und Kardamom.
Das Geräusch der Trommel war nun deutlicher, und der Bruder wollte tanzen, mit dem Hund sprang er um den Brunnen, drehte sich und sang ein anderes Lied, ein Lied aus den dunklen Schächten der Erde, verlassen, einsam , klagend und froh.
Der Hund blieb stehen , trank, der Bruder tat es ihm nach.
In der Mitte der Kammer wuchs eine Bohne, eine Zauberbohne, was sonst, und die wuchs und wuchs und wuchs grün und rankend nach oben und wuchs immer weiter und ohne Ende nach oben in einen Tunnel aus leuchtendem flirrenden singenden Licht.
„Wau“, sagte der Hund. „Ich nehm dich mit“, sagte der Bruder.
Plötzlich klang eine kleine Glocke, klingklingeling, und hoppla packte der Bruder den Hund und setzte ihn genau zwischen seine Flügel.
„Wuff“ sagte der Hund, und der Bruder schlug mit den Flügeln, und langsam stiegen sie auf, zuerst im Duft nach Zimt und Weihrauch und Kardamom, dann im Licht und in mehr Licht und Licht und höher und höher bis ganz oben und dann noch weiter.
Und als das Fliegen nicht mehr ging, kletterte und kletterte der Bruder immer weiter hinauf bis er nicht mehr konnte, gar nicht mehr konnte. Da waren sie oben, ohne Luft, jedenfalls fast ganz ohne Luft, so kurz und schnell atmete er da; und er schloss die Augen und legte sich hin, einfach oben hin, einfach ruhig.
Und der Hund leckte dem Bruder die Stirn. Ein kühler Luftzug streichelte ihn, und der Hund flüsterte ,„Miau“.
Und der Bruder sah auf, und über ihm stand die größte Himmelskatze, die er je gesehen hatte. „Aua“, dachte der Bruder, und der Hund versteckte sich unter seinem Bein und zitterte.
„Ach was“, dachte der Bruder, er zog sein Schwert aus der Scheide , und mit einem Schlag hieb er der Himmelskatze den Kopf ab. „Bumm!“
Das war nicht schön, aber es musste sein. Das Schwert war selbstverständlich , was sonst, ein Zauberschwert. Und Kopf und Katze fielen hinab und hinab, tiefer und tiefer, verwandelten sich in leuchtendes langsam weiter sinkendes Blau, aus dem ein Lied klang, wehmütig juchzschluchzend von fernen Zigeunerkatzenhimmeln, zum Weinen schön.
„Mmmpf“, sagte der Bruder, „Wau“ der Hund. Und der Bruder holte seinen Versteckmichschirm aus dem Gürtel, und wie ein Zelt spannte er ihn über die beiden. Zurück wollte er, unsichtbar reisen, sicher. Genug Abenteuer für einen Tag: so war das. Jetzt erst einmal Ruhe und Frieden, nach Hause, Kraft tanken.
„Ssssch“, sagte der Bruder.“Grrr“ sagte ganz leise der Hund. Dann wurden sie still, stiller, am stillsten, bis sie das Rauschen ihres Blutes in den Ohren hörten. Und da hörten sie wieder das Trommeln, von weit weg.
Der Trommel folgten sie , und schwuppdiwupp, da waren sie zuhause, einfach so, ganz einfach zuhause und ganz einfach, am Rand des Feuers, im Rauch,und hopp, da war der Bruder wieder im Zauberer.
Dem Hund standen die Haare etwas zu Berge, es kribbelte ihn über den Rücken, und dann schlief er leise knurrend ein.Als er aufwachte, war alles ganz still, so ganz merkwürdig still.
Dr.Conrad Feder, nachbearbeitet von Helge Heynold
Der Zauberer drehte sich. Die Glocken in seinem spitzen Filzhut füllten den Rauch von den Feuern mit hohen Tönen, und Rauch und Töne klangen schwerelos im Himmel. Der Zauberer tanzte und tanzte, drehte sich und drehte sich. Die Feuer um ihn knisterten, leckten ihm die Beine, glühten, loderten, rochen nach Fichtennadeln und Birkenteer.
Er stampfte mit den Füssen, an denen Ringe mit Schellen flogen- Er schüttelte seine langen Stoffzöpfe, die Pferdehaare an seinem Hut, und das goldene Rentiergeweih glitzerte ganz oben.
Die Trommel schlug er, er schlug die Trommel die ganze Zeit, ein rasender Herzschlag, ein Innehalten, ein erneutes Rasen, er tanzte und er drehte sich.
Er begann zu singen.
Aus seinen Worten wuchs Gras, und Licht floss aus seinen Augen, leuchtete, verdichtete sich um die Wurzeln eines einzelnen Baumes.
Ein Hund trottete heran, jaulte, versuchte um die Wurzeln herum alles abzugraben. Erde, Blätter, Nadeln und Ameisen flogen in alle Richtungen, doch irgendwie im Kreis.
Aus den wirbelnden Wolken tropfte langsamer Regen, und kleine Tropfen, große Tropfen kühlten die Stirn. Der Hund roch nach nassem Hund. Der Zauberer tanzte, er trommelte und tanzte, er sang und er trommelte.
„He“ , sagte der Hund, „komm und hilf mir“.
Der Zauberer tanzte und drehte sich, und er wirbelte so schnell so schnell. Und aus ihm heraus wie aus einem Wirbelsturm sprang sein Bruder.
Der Bruder trug Flügel auf dem Rücken, große unbeholfene Flügel, gelb und rot und mit schwarzen Punkten.
Er hinkte ein wenig, ging langsam zum Hund . „Wohin gehen wir?“,sagte er.
Der Zauberer trommelte, und das Trommeln klangen jetzt immer weiter und weiter weg.
Der Bruder grub und der Hund grub bis beide unter der Erde verschwanden. Es wurde dunkler, roch nach Erde, nach Kellern, Bunkern, Gräbern, Verlies, nach Höhlen, nach Äckern, nach Fruchtbarkeit, nach keimender Saat und nach dem Ruf der Krähen, die über frisch gepflügten Feldern lauern.
Der Bruder ging mit dem Hund, der Hund mit dem Bruder. Sie fanden eine steinerne Treppe, die sie hinabstiegen, und ihre Schritte hallten und schallten tiefer und tiefer, und es wurde kälter und kälter, je tiefer und tieftiefer sie gingen.
„Ich friere“, sagte der Hund, und der Bruder trug ihn im Arm. Der Hund wurde schwerer und schwerer, der Arm tauber und tauber, und sie konnten keinen Grund sehen noch ahnen, und als sie schon fast am tiefsten und allertiefsten der Welt waren, da sahen sie ein Licht. Ein leises Leuchten drang in ihr Dunkel, klein, zart , hell und unendlich schön. Und mit dem Licht hörten die beiden eine sachte Musik, dabei ein Cello klagend, und schluchzend; und sie ahnten noch das Trommeln und Singen hoch oben, wo der Zauberer tanzte und tanzte und trommelte und trommelte und sang , unaufhörlich, als müsse er uns alle am Leben halten.
Der Bruder setzte den Hund ab,und beide folgten dem Strahl, der Hund voraus, immer schneller. Wärmer und wärmer wurde es je näher sie dem Licht in der Tiefe kamen. Durch einen Flachsblütenlilafliederpurpurvorhang trotteten sie zusammen in eine Kammer, in der große und kleine Sofakissen aus lagen, Kissen aus aller Welt, Farben und Muster aus Persien, Nepal, Teppiche aus Marokko, dazwischen Schalen mit Obst, Karaffen mit Wasser, Nüsse, Feigen und Datteln. In einer Ecke gab es einen sprudelnden Brunnen, in der anderen brannte Räucherwerk mit Weihrauch, Zimt und Kardamom.
Das Geräusch der Trommel war nun deutlicher, und der Bruder wollte tanzen, mit dem Hund sprang er um den Brunnen, drehte sich und sang ein anderes Lied, ein Lied aus den dunklen Schächten der Erde, verlassen, einsam , klagend und froh.
Der Hund blieb stehen , trank, der Bruder tat es ihm nach.
In der Mitte der Kammer wuchs eine Bohne, eine Zauberbohne, was sonst, und die wuchs und wuchs und wuchs grün und rankend nach oben und wuchs immer weiter und ohne Ende nach oben in einen Tunnel aus leuchtendem flirrenden singenden Licht.
„Wau“, sagte der Hund. „Ich nehm dich mit“, sagte der Bruder.
Plötzlich klang eine kleine Glocke, klingklingeling, und hoppla packte der Bruder den Hund und setzte ihn genau zwischen seine Flügel.
„Wuff“ sagte der Hund, und der Bruder schlug mit den Flügeln, und langsam stiegen sie auf, zuerst im Duft nach Zimt und Weihrauch und Kardamom, dann im Licht und in mehr Licht und Licht und höher und höher bis ganz oben und dann noch weiter.
Und als das Fliegen nicht mehr ging, kletterte und kletterte der Bruder immer weiter hinauf bis er nicht mehr konnte, gar nicht mehr konnte. Da waren sie oben, ohne Luft, jedenfalls fast ganz ohne Luft, so kurz und schnell atmete er da; und er schloss die Augen und legte sich hin, einfach oben hin, einfach ruhig.
Und der Hund leckte dem Bruder die Stirn. Ein kühler Luftzug streichelte ihn, und der Hund flüsterte ,„Miau“.
Und der Bruder sah auf, und über ihm stand die größte Himmelskatze, die er je gesehen hatte. „Aua“, dachte der Bruder, und der Hund versteckte sich unter seinem Bein und zitterte.
„Ach was“, dachte der Bruder, er zog sein Schwert aus der Scheide , und mit einem Schlag hieb er der Himmelskatze den Kopf ab. „Bumm!“
Das war nicht schön, aber es musste sein. Das Schwert war selbstverständlich , was sonst, ein Zauberschwert. Und Kopf und Katze fielen hinab und hinab, tiefer und tiefer, verwandelten sich in leuchtendes langsam weiter sinkendes Blau, aus dem ein Lied klang, wehmütig juchzschluchzend von fernen Zigeunerkatzenhimmeln, zum Weinen schön.
„Mmmpf“, sagte der Bruder, „Wau“ der Hund. Und der Bruder holte seinen Versteckmichschirm aus dem Gürtel, und wie ein Zelt spannte er ihn über die beiden. Zurück wollte er, unsichtbar reisen, sicher. Genug Abenteuer für einen Tag: so war das. Jetzt erst einmal Ruhe und Frieden, nach Hause, Kraft tanken.
„Ssssch“, sagte der Bruder.“Grrr“ sagte ganz leise der Hund. Dann wurden sie still, stiller, am stillsten, bis sie das Rauschen ihres Blutes in den Ohren hörten. Und da hörten sie wieder das Trommeln, von weit weg.
Der Trommel folgten sie , und schwuppdiwupp, da waren sie zuhause, einfach so, ganz einfach zuhause und ganz einfach, am Rand des Feuers, im Rauch,und hopp, da war der Bruder wieder im Zauberer.
Dem Hund standen die Haare etwas zu Berge, es kribbelte ihn über den Rücken, und dann schlief er leise knurrend ein.Als er aufwachte, war alles ganz still, so ganz merkwürdig still.
Dr.Conrad Feder, nachbearbeitet von Helge Heynold
Wigry-stories of a liar:Familie Wumm
In Papua Neuguinea, wo sonst, stand einmal ein Langbau auf Holzpfählen. Eine Treppe führte zum Eingang in den einen einzigen großen langen Raum, in den Hängematten gespannt waren. In einer Ecke wurde Brei gekocht, Wasserkrüge standen bereit. In der anderen Ecke sah man die uralten Schrumpfköpfe vergangener Feinde in einer von Missionaren vor vielen Generationen geraubten Vitrine.
Die Familie Wumm hielt noch immer gut zusammen gegen alle Feinde. „Vorsicht, Kopfjäger“, stand am Jägerzaun. Es gab Frau Wumm, Herr Wumm, Sohn Tim Wumm und die kleine Tochter Anna Wumm.
Anna ging Mama Wumm zur Hand beim Essen kochen, steckte sich dabei aber gerne kleine Bananen in den Mund und lächelte dazu. Schön, sagte Papa, meine kleine Anna.
Tim war oft verschwunden, wenn man einen Moment nicht auf ihn aufpasste, dann war er mit seinen Zippofeuerzeugen Dummheiten im Wald machen , oder er rannte und hüpfte laut rülpsend im Dorf herum, ahmte die bunten Hähne nach mit ihrem Kampfschrei bis alle Jungs Steine nach ihm warfen. Was für ein ungezogener Junge, sagte Herr Wumm, er bringt mich noch ins Grab. Quatsch sagte Frau Wumm, rückte ihren Schildpattkamm in ihrem Dutt zurecht, er ist sooo begabt. Hol ihn sofort her, er muss Schularbeiten machen. Und dann musste Timm sitzen und sitzen und sitzen. Frau, schrie Herr Wumm, Schluss jetzt, muss der Junge denn so viel lernen? Sind wir alle nicht gut genug für dich? Mach was zu essen!
Und er lächelte hinüber zu der kleinen Anna, die ihm schon mal einen Teller brachte.
Herr Wumm war traurig, denn er wollte jagen gehen. Aber es gab fast nichts mehr zu jagen auf Papua Neuguinea, er hätte weit weg gemusst, und Anna, Tim und Frau Wumm wollten ihn nicht fortlassen. Und er wollte auch sein Essen gebracht haben. Ja, so war das oder so ähnlich.
Timm war traurig, weil die Jungs seine Späße nicht mochten, weil er nicht mit Papa jagen durfte, weil Papa traurig war, weil Anna immer so viel lächelte und weil Mama nie zufrieden war.
Was Anna fühlte, wissen wir nicht. Es schien ihr ganz gut zu gehen.
Mamma war traurig, weil sie es niemanden recht machen konnte und weil niemand verstand, dass sie nur das Beste wollte.
Die Familie Wumm ging abends in ihr Langhaus, alle lagen in den Hängematten, damit keine Ohrwürmer in sie krabbeln konnten, keine Skorpione sie stechen konnten, oder gab es die gar nicht in Papua Neuguinea? Oft schliefen sie lange nicht, schaukelten, grübelten, schaukelten, verdauten das gute Essen, den Brei, den Kräutersalat, schaukelten, träumten und hofften und schaukelten und und träumten.
Und eines Morgens, da geschah es, dass ein großer Sturm aufkam, Wind peitschte die hohen Bäume aus dem Urwald, Äste flogen in die Lichtung, auf dem das Langhaus stand, der Himmel wurde dunkel, und Wasser fiel aus dem Himmel für drei Tage und für drei Nächte.
Wumms waren ins Haus geflüchtet, aber das Haus begann zu schwimmen, durch den Urwald, lange Schneisen entlang, auf einem Strom, übers Meer . Sie hatten Hunger, sie empfanden Durst, sie froren, sie schwitzten, es war eine Katastrophe. Sie trieben viele Tage und Nächte, weit übers Meer, bis nach Australien.
An die Küste gespült, eines hellen Morgens, in Sonnenschein, hungrig und durstig, betrat die Familie Wumm das neue Land, wie von selbst, der Vater Wumm voraus, fast zugleich Sohn Wumm, dann Mamma Wumm mit Tochter Wumm. Wumms, Wumms waren da.
Jetzt gings ums Überleben, und wie ganz selbstverständlich wusste ein jeder, was er zu tun hatte!
Im Gänsemarsch ging es voran, bis sie Wasser fanden. Da stand ein großes Känguruh, schlug mit den Hinterläufen und mit einem starken Schwanz, wollte sie vertreiben. Als es auf Papa Wumm zusprang, ließ Tim es stolpern, so dass es ins Wasser fiel. Das hatte er im Aikido gelernt. Dann kam ein Krokodil an, und Vater Wumm schlug es mit bloßer Faust auf den Kopf, so dass es genug von Wumms hatte. Familie Wumm trank.
Mama sagte, Anna, mein Engel, hol Feuerholz. Anna weinte etwas, aber Mama sagte, wir brauchen jeden jetzt, geh, sonst gibts nix zu essen.Sie begann einen Feuerplatz einzurichten. Los, geht auf die Jagd, sagte sie zu Papa Wumm und zu Sohn Wumm.
Herr Wumm ging mit Tim in den Wald. Papa hatte ein Taschenmesser dabei , und die beiden schnitzten aus Zweigen kleine Wurfpfeile und Speere. Tim rannte und hüpfte auf der anderen Seite des Waldes herum, und Tiere flüchteten zu Vaters Seite, der zwei Kaninchen erlegen konnte. Vater Wumm zeigte Tim, wie man einem Kaninchen das Fell über die Ohren zieht, und Tim durfte es dann selber machen.
Als sie zurück kamen, holte Tim sein Zippo und sie machten ein schönes warmes Feuer, brieten das Fleisch und aßen alle zusammen. Anna sah ihr Holz brennen, Tim sah sein Fleisch rösten, Papa seine Beute die Familie sättigen.
Mama bekam das Aufstoßen, so müde und erschöpft war sie, und glücklich, dass alle zufrieden waren, schlief sie dann ein.
Und Papa dachte , schade, dass erst so ein Sturm kommen musste, so ein Unheil, damit wir zufriedener sein können. Morgen bau ich ein Haus, und Tim kann mir helfen.
Und Tim? Er schlief einfach ein, weil er ja den ganzen Tag in Bewegung gewesen war. Er musste einmal ausruhen, denn er hatte noch so viel vor.
Die Familie Wumm hielt noch immer gut zusammen gegen alle Feinde. „Vorsicht, Kopfjäger“, stand am Jägerzaun. Es gab Frau Wumm, Herr Wumm, Sohn Tim Wumm und die kleine Tochter Anna Wumm.
Anna ging Mama Wumm zur Hand beim Essen kochen, steckte sich dabei aber gerne kleine Bananen in den Mund und lächelte dazu. Schön, sagte Papa, meine kleine Anna.
Tim war oft verschwunden, wenn man einen Moment nicht auf ihn aufpasste, dann war er mit seinen Zippofeuerzeugen Dummheiten im Wald machen , oder er rannte und hüpfte laut rülpsend im Dorf herum, ahmte die bunten Hähne nach mit ihrem Kampfschrei bis alle Jungs Steine nach ihm warfen. Was für ein ungezogener Junge, sagte Herr Wumm, er bringt mich noch ins Grab. Quatsch sagte Frau Wumm, rückte ihren Schildpattkamm in ihrem Dutt zurecht, er ist sooo begabt. Hol ihn sofort her, er muss Schularbeiten machen. Und dann musste Timm sitzen und sitzen und sitzen. Frau, schrie Herr Wumm, Schluss jetzt, muss der Junge denn so viel lernen? Sind wir alle nicht gut genug für dich? Mach was zu essen!
Und er lächelte hinüber zu der kleinen Anna, die ihm schon mal einen Teller brachte.
Herr Wumm war traurig, denn er wollte jagen gehen. Aber es gab fast nichts mehr zu jagen auf Papua Neuguinea, er hätte weit weg gemusst, und Anna, Tim und Frau Wumm wollten ihn nicht fortlassen. Und er wollte auch sein Essen gebracht haben. Ja, so war das oder so ähnlich.
Timm war traurig, weil die Jungs seine Späße nicht mochten, weil er nicht mit Papa jagen durfte, weil Papa traurig war, weil Anna immer so viel lächelte und weil Mama nie zufrieden war.
Was Anna fühlte, wissen wir nicht. Es schien ihr ganz gut zu gehen.
Mamma war traurig, weil sie es niemanden recht machen konnte und weil niemand verstand, dass sie nur das Beste wollte.
Die Familie Wumm ging abends in ihr Langhaus, alle lagen in den Hängematten, damit keine Ohrwürmer in sie krabbeln konnten, keine Skorpione sie stechen konnten, oder gab es die gar nicht in Papua Neuguinea? Oft schliefen sie lange nicht, schaukelten, grübelten, schaukelten, verdauten das gute Essen, den Brei, den Kräutersalat, schaukelten, träumten und hofften und schaukelten und und träumten.
Und eines Morgens, da geschah es, dass ein großer Sturm aufkam, Wind peitschte die hohen Bäume aus dem Urwald, Äste flogen in die Lichtung, auf dem das Langhaus stand, der Himmel wurde dunkel, und Wasser fiel aus dem Himmel für drei Tage und für drei Nächte.
Wumms waren ins Haus geflüchtet, aber das Haus begann zu schwimmen, durch den Urwald, lange Schneisen entlang, auf einem Strom, übers Meer . Sie hatten Hunger, sie empfanden Durst, sie froren, sie schwitzten, es war eine Katastrophe. Sie trieben viele Tage und Nächte, weit übers Meer, bis nach Australien.
An die Küste gespült, eines hellen Morgens, in Sonnenschein, hungrig und durstig, betrat die Familie Wumm das neue Land, wie von selbst, der Vater Wumm voraus, fast zugleich Sohn Wumm, dann Mamma Wumm mit Tochter Wumm. Wumms, Wumms waren da.
Jetzt gings ums Überleben, und wie ganz selbstverständlich wusste ein jeder, was er zu tun hatte!
Im Gänsemarsch ging es voran, bis sie Wasser fanden. Da stand ein großes Känguruh, schlug mit den Hinterläufen und mit einem starken Schwanz, wollte sie vertreiben. Als es auf Papa Wumm zusprang, ließ Tim es stolpern, so dass es ins Wasser fiel. Das hatte er im Aikido gelernt. Dann kam ein Krokodil an, und Vater Wumm schlug es mit bloßer Faust auf den Kopf, so dass es genug von Wumms hatte. Familie Wumm trank.
Mama sagte, Anna, mein Engel, hol Feuerholz. Anna weinte etwas, aber Mama sagte, wir brauchen jeden jetzt, geh, sonst gibts nix zu essen.Sie begann einen Feuerplatz einzurichten. Los, geht auf die Jagd, sagte sie zu Papa Wumm und zu Sohn Wumm.
Herr Wumm ging mit Tim in den Wald. Papa hatte ein Taschenmesser dabei , und die beiden schnitzten aus Zweigen kleine Wurfpfeile und Speere. Tim rannte und hüpfte auf der anderen Seite des Waldes herum, und Tiere flüchteten zu Vaters Seite, der zwei Kaninchen erlegen konnte. Vater Wumm zeigte Tim, wie man einem Kaninchen das Fell über die Ohren zieht, und Tim durfte es dann selber machen.
Als sie zurück kamen, holte Tim sein Zippo und sie machten ein schönes warmes Feuer, brieten das Fleisch und aßen alle zusammen. Anna sah ihr Holz brennen, Tim sah sein Fleisch rösten, Papa seine Beute die Familie sättigen.
Mama bekam das Aufstoßen, so müde und erschöpft war sie, und glücklich, dass alle zufrieden waren, schlief sie dann ein.
Und Papa dachte , schade, dass erst so ein Sturm kommen musste, so ein Unheil, damit wir zufriedener sein können. Morgen bau ich ein Haus, und Tim kann mir helfen.
Und Tim? Er schlief einfach ein, weil er ja den ganzen Tag in Bewegung gewesen war. Er musste einmal ausruhen, denn er hatte noch so viel vor.
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Saturday, June 6, 2009
Liebe und Kranksein
Liebe ist eine tolle Krankheit - da müssen immer gleich zwei ins Bett.
auch von: R. Lembke
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