Das
Maerchen von einem, der auszog, um sich zu langweilen
Ach, sagte
der dumme Rudolf, ich möchte mich einmal langweilen., nur ein Mal möchte ich
mich langweilen können.
Er packte ,
seinen kleinen Rucksack packte er, er vergaß wohl dieses und jenes, so beschäftigt war er mit
packen.
Er trat aus
dem Haus, der Himmel war grau, am Ende des Dorfes stand eine dicke Frau. Sie
winkte.
Er hielt
kurz an , grüßte und erhielt ein dickes Butterbrot und eine Dose mit Salz auf
den Weg. Mit Danksagungen verabschiedete sich Rudolf. „Und vergiss ja nicht,
dich zu langweilen“, sagte die dicke
Frau. „Immer wenn du es vergisst, so sollst du ein wenig Salz in deine Hand geben
und es mit der Zunge versuchen.“
Der dumme
Rudolf war nicht groß, nicht klein, e r trug eine dicke Hornbrille, hatte einen
kleinen roten Kinnbart und trug
Lederhosen. Er wog nur unter fünfzig Kilogramm, und er war ja erst knapp dreiundzwanzig
Jahre alt. Also ging er weiter und immer weiter.
Als er in
die Stadt kam und vor dem Schloss stand, wollte ihm fast langweilig werden. Ein
Cabrio fuhr immer ums Schloss herum, und mit einem Megaphon schrie ein Offizier
in die Menge: „Wer die Prinzessin erlöst, soll sie und das Reich haben“. Was
denn, dachte der dumme Rudolf, Prinzessin und Reich? Er leckte ein wenig Salz
und ging dann recht gelangweilt ins Schloss, die breiten Treppen hinauf durch die
riesige gläserne Tür. Schon stand er vor
dem König, der mürrisch und blass und fett auf einem mit bestimmt hundert
bunten Kissen versehenen Thron saß. Der dumme Rudolf erkannte ihn gleich an der
Krone.
Er leckte
ein wenig Salz aus der Hand und sagte: „Was muss ich tun?“.
So
gelangweilt wie er da stand , da dachte der gesamte Hofstaat , was für ein Kerl,
so klein und jung und schon so gelangweilt. Es muss eine besondere Bewandtnis
haben mit ihm.
Der König
fragte nicht einmal nach dem Namen, es war ja doch noch keiner seiner Helden zurück gekommen.
„Töte den
Drachen, der meine Tochter entführt hat“.
„In
Ordnung, zeig mir die Richtung“, sagte der dumme Rudolf, Und der König wies ihn
nur mit einem Zeigefinger hinaus. Und just in dem Augenblick quoll am Horizont dicker
gelber Rauch empor, und ein übler Geruch nach Schwefel und verbranntem Fleisch
drang bis in die Stadt.
Ach, ist
diese Lauferei langweilg, freute sich
der dumme Rudolf.
Als er am
Horizont angekommen war, wollte er an Langeweile
und auch am Schwefeldampf schon fast ersticken, so gut ging e s ihm.
Der Drache
war drei Meter lang und grün und schuppig wie fast alle Drachen.
Rudolf
gähnte, was den Drachen erschreckte, sehr erschreckte. Einen Feuerschweif verschluckend verbrannte
er sich selbst, Rauch quoll aus Po und Nüstern. Drache Umfall, Drache tot.
Der dumme
Rudolf langweilte sich nun noch mehr, er war recht glücklich. Hinter einem Felsblock
lag ein lockiges Mädchen, , sie sagte, „ich bin erst achtzehn Jahr, ich habe
rotes Lockenhaar, ich bin des Königs Kind, bring mich nach Haus geschwind . „Der
dumme Rudolf nahm sie huckepack, aber nicht lang. Nach wenigen Schritten ließ
er sie wieder runter , leckte ein wenig
Salz aus seiner Hand und sagte :“Lauf!“.
Als sie
ankamen, erst Prinzessin, dann Rudolf, wollten die Wachen ihn nicht rein lassen.
Aber das gesamte Volk hatte sich vor dem Schloss versammelt, und da mussten sie
ja wohl.
Der König
nahm seine Tochter, die wirklich nicht so besonders hübsch war, und er hieß sie
auf einen Schemel sitzen.
Er dachte
sich, wenn es so leicht war, da will ich mein Reich nicht hergeben.
„Sag ,
Bursche, kannst du mir vor der Hochzeit noch einen kleinen Gefallen tun?“,
sprach er , scheinheilig hilflos lächelnd und mit Tränen in den Augen.
„Ei, das
will ich gern.“
„ Geh in
meinen Keller, ganz hinunter, da lauert ein böser Poltergeist, de r jeden Kellermeister
mir in Stücke reißt.“
Der dumme
Rudolf wachte einen Augenblick aus seiner Langeweile auf, leckte dann ein wenig
Salz aus seiner Hand, überlegte und sagte:
„Herr
König, gern will ich euch nochmals helfen. Euer Reich will ich nicht, aber die
Hälfte eurer Goldvorräte.“
Da wollte
der König sagen, laßt mir das Gold, aber das konnte er nicht, da wieder so
viele aus dem Volk und Hofstaat dabei standen.
„Gut“, nahm
er das Angebot an, und „Habt Dank“.
Der dumme
Rudolf fand es sehr sehr langlangweilig. Die ganzen Treppen hinab zu gehen, so
lange bis er es anstrengend fand. Er leckte ein wenig Salz, und da stand ein
riesiger Rottweiler mit Feueraugen vor ihm. Der knurrte und bellte, als es dem
Rudolf eben wieder ganz langweilig geworden war. Der dumme Rudolf streichelte
ihn, erkannte in ihm den Poltergeist, dem ja noch ein Stück Kellermeisterhose zwischen
den Zähnen hing , und er nahm ihn mit zurück nach oben, lammfromm war der Rottweiler,
lammlammfromm.
Der König
zuckte auf seinem Thron zusammen, die Prinzessin schüttelte ihre Locken, schüttelschüttelte
sie. Sie dachte ja, „jetzt heiraten?“…aber nein.
Der dumme
Rudolf sagte,“ Spann an, und schaff das Gold herbei!“
Da musste
der König das tun. Unter echten Tränen schaute er seine Tochter an und verabschiedete Rudolf.
Der dumme
Rudolf sah das, und er sagte: „Der Herr König, hör er her, ist es auch schwer.
Wär ihre Tochter schöner, so hätt ich sie gern genommen für ein Jahr oder mehr. Aber ihr könnt sie behalten
und einen andern Dummen finden.“
Da weinte d
er König noch mehr, und die Prinzessin schüttelte ihr Haar, halb erleichtert.,
halb beleidigt, sie wusste nicht so genau wie ihr war.
Und der
dumme Rudolf fuhr heim, und er lebte glücklich mit der dicken Frau bis an sein
Ende oder noch ein Jahr.
Dr. F.
16.01.2013
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