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Monday, January 9, 2017

Nina Simone , I wish I knew how

there is somebody: resolution

there is somebody
behind,next, before,
inside and sitting
near: it is me.

and wherever i walk
we go, all together,
one who is present
and one who thinks.

i am tired
with these dreams
of my love, of me,
of Dante's, Goya's.

i feel worn out
by hard water,
and seeking gold
i was poisoned

by mercury, by
the acid of greed,
by desperate trial.
but from inside

where love is alive
i know how to go,
in spite of, breaking
through me, out

with wings of
other dreams
rising like doves
from the shadow of trees.

there is somebody
next to me, he sits,
and i let him sit
and walk on my own.











Ali Farka Touré , Cinquante Six

Boston Relief



           Boston Relief, Ludovisi Throne
           

Mark Strand, Breath

When you see them
tell them I am still here,
that I stand on one leg while the other one dreams, 
that this is the only way, 

that the lies I tell them are different 
from the lies I tell myself, 
that by being both here and beyond 
I am becoming a horizon, 

that as the sun rises and sets I know my place, 
that breath is what saves me, 
that even the forced syllables of decline are breath, 
that if the body is a coffin it is also a closet of breath,

that breath is a mirror clouded by words, 
that breath is all that survives the cry for help 
as it enters the stranger's ear 
and stays long after the world is gone, 

that breath is the beginning again, that from it 
all resistance falls away, as meaning falls 
away from life, or darkness fall from light, 
that breath is what I give them when I send my love 

Mark Strand, Keeping things whole

In a field
I am the absence
of field.
This is
always the case.
Wherever I am
I am what is missing.

When I walk
I part the air
and always
the air moves in 
to fill the spaces
where my body's been.

We all have reasons
for moving.
I move
to keep things whole. 

Mark Strand, Dreams

DREAMS
Trying to recall the plot
And characters we dreamed,
     What life was like
Before the morning came,
We are seldom satisfied,
     And even then
There is no way of knowing
If what we know is true.
     Something nameless
Hums us into sleep,
Withdraws, and leaves us in
     A place that seems
Always vaguely familiar.
Perhaps it is because
     We take the props
And fixtures of our days
With us into the dark,
     Assuring ourselves
We are still alive. And yet
Nothing here is certain;
     Landscapes merge
With one another, houses
Are never where they should be,
     Doors and windows
Sometimes open out
To other doors and windows,
     Even the person
Who seems most like ourselves
Cannot be counted on,
     For there have been
Too many times when he,
Like everything else, has done
     The unexpected.
And as the night wears on,
The dim allegory of ourselves
     Unfolds, and we
Feel dreamed by someone else,
A sleeping counterpart,
     Who gathers in
The darkness of his person
Shades of the real world.
     Nothing is clear;
We are not ever sure
If the life we live there
     Belongs to us.
Each night it is the same;
Just when we’re on the verge
     Of catching on,
A sense of our remoteness
Closes in, and the world
     So lately seen
Gradually fades from sight.
We wake to find the sleeper
     Is ourselves
And the dreamt-of is someone who did
Something we can’t quite put
     Our finger on,
But which involved a life
We are always, we feel,
     About to discover.

Joachim Ringelnatz, Und auf einmal steht es neben dir

Und auf einmal merkst du äußerlich:
Wieviel Kummer zu dir kam,
Wieviel Freundschaft leise von dir wich,
Alles Lachen von dir nahm.
Fragst verwundert in die Tage.
Doch die Tage hallen leer.
Dann verkümmert Deine Klage ...
Du fragst niemanden mehr.
Lernst es endlich, dich zu fügen,
Von den Sorgen gezähmt.
Willst dich selber nicht belügen
Und erstickst, was dich grämt.
Sinnlos, arm erscheint das Leben dir,
Längst zu lang ausgedehnt. - - -
Und auf einmal - -: Steht es neben dir,
An dich angelehnt - -
Was?
Das, was du so lang ersehnt.

Erich Fried, Ohne dich

Nicht nichts
ohne dich
aber nicht dasselbe
Nicht nichts
ohne dich
aber vielleicht weniger
Nicht nichts
aber weniger
und weniger
Vielleicht nicht nichts
ohne dich
aber nicht mehr viel

Erich Fried, Meer

Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen nur Meer
Nur Meer

Erich Fried, Aber solange ich atme

Auch was
auf der Hand liegt
muss ich
aus der Hand zu geben
bereit sein 

und muss wissen
wenn ich liebe
dass es wirklich
die Liebe zu dir ist
und nicht nur
die Liebe zur Liebe zu dir
und dass ich nicht
eigentlich
etwas Uneigentliches will 

Aber
solange ich atme
will ich
wenn ich den Atem
anhalte
deinen Atem
noch spüren
in mir

An die Nachgeborenen, Bertolt Brecht

I
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?
Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich sattzuessen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren.)
Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.
Ich wäre gerne auch weise.
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen.
Auch ohne Gewalt auskommen,
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen,
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

II
In die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zur Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.
Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten.
Schlafen legte ich mich unter die Mörder.
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.
Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit.
Die Sprache verriet mich dem Schlächter.
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.
Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.

III
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.
Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.
Dabei wissen wir doch:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es so weit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unserer
Mit Nachsicht.

Gottfried Benn, Du mußt dir alles geben

Gib in dein Glück, dein Sterben, 
Traum und Ahnen getauscht, 
diese Stunde, ihr Werben 
ist so doldenverrauscht, 
Sichel und Sommermale 
aus den Fluren gelenkt, 
Krüge und Wasserschale
süß und müde gesenkt.

Du mußt dir alles geben, 
Götter geben dir nicht, 
gib dir das leise Verschweben 
unter Rosen und Licht, 
was je an Himmeln blaute, 
gib dich in seinen Bann, 
höre die letzten Laute 
schweigend an.

Warst du so sehr der Eine, 
hast das Dumpfe getan, 
ach, es zieht schon die reine 
stille gelöschte Bahn, 
ach, schon die Stunde, jene 
leichte im Spindellicht, 
die von Rocken und Lehne 
singend die Parze flicht.

Warst du der große Verlasser,
Tränen hingen dir an.
und Tränen sind hartes Wasser,
das über Steine rann,
es ist alles vollendet,
Tränen und Zürnen nicht,
alles wogengeblendet
dein in Rosen und Licht.

Süße Stunde. O Altern!
Schon das Wappen verschenkt:
Stier unter Fackelhaltern
und die Fackel gesenkt,
nun von Stränden, von Liden,
einem Orangenmeer
tief in Schwärmen Sphingiden
führen die Schatten her.

Gabst dir alles alleine, 
gib dir das Letzte Glück, 
nimm die Olivenhaine 
dir die Säulen zurück, 
ach, schon lösen sich Glieder 
und in dein letztes Gesicht 
steigen Boten hernieder 
ganz in Rosen und Licht
.

Gottfried Benn, Nur zwei Dinge

Durch so viel Form geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?
Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du mußt.
Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.

Gottfried Benn, Abschied

Du füllst mich an wie Blut die frische Wunde
und rinnst hernieder seine dunkle Spur,
du dehnst dich aus wie Nacht in jener Stunde,
da sich die Matte färbt zur Schattenflur,
du blühst wie Rosen schwer in Gärten allen,
du Einsamkeit aus Alter und Verlust,
du Überleben, wenn die Träume fallen,
zuviel gelitten und zuviel gewusst.
Entfremdet früh dem Wahn der Wirklichkeiten,
versagend sich der schnell gegebenen Welt,
ermüdet von dem Trug der Einzelheiten,
da keine sich dem tiefen Ich gesellt;
nun aus der Tiefe selbst, durch nichts rühren,
und die kein Wort und Zeichen je verrät,
musst du dein Schweigen nehmen, Abwärtsführen
zu Nacht und Trauer und den Rosen spät.
Manchmal noch denkst du dich --: die eigene Sage --:
das warst du doch --? ach, wie du dich vergasst!
war das dein Bild? war das nicht deine Frage,
dein Wort, dein Himmelslicht, das du besasst?
Mein Wort, mein Himmelslicht, dereinst besessen,
mein Wort, mein Himmelslicht, zerstört, vertan --
wem das geschah, der muss sich wohl vergessen
und rührt nicht mehr die alten Stunden an.
Ein letzter Tag --: spätglühend, weite Räume,
ein Wasser führt dich zu entrücktem Ziel,
ein hohes Licht umströmt die alten Bäume
und schafft im Schatten sich ein Widerspiel,
von Früchten nichts, aus Ähren keine Krone
und auch nach Ernten hat er nicht gefragt --
er spielt sein Spiel, und fühlt sein Licht und ohne
Erinnern nieder -- alles ist gesagt.

Gottfried Benn, Was schlimm ist

GOTTFRIED BENN
Was schlimm ist
Wenn man kein Englisch kann,
von einem guten englischen Kriminalroman zu hören,
der nicht ins Deutsche übersetzt ist.
Bei Hitze ein Bier sehn,
das man nicht bezahlen kann.
Einen neuen Gedanken haben,
den man nicht in einen Hölderlinvers einwickeln kann,
wie es die Professoren tun.
Nachts auf Reisen Wellen schlagen hören
und sich sagen, daß sie das immer tun.
Sehr schlimm: eingeladen sein,
wenn zu Hause die Räume stiller,
der Café besser
und keine Unterhaltung nötig ist.
Am schlimmsten:
nicht im Sommer sterben,
wenn alles hell ist
und die Erde für Spaten leicht.

Moby ,Hymn