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Monday, December 31, 2007

Amotivation und Spiritualität: Schlaflos in Edinburgh

Sagt der Eine: "Hasch macht gleichgültig." Der Andere: "Mir egal."

Ohne Hasch: ist es da anders?

Die Amotivation ist vielleicht eher eine Voraussetzung
für den übereifrigen Gebrauch von Marihuana.
Dies ist eine soziologisch fundierte Gegenposition.

Mein Thema sind aber weder Arbeitslosigkeit
noch Freizeitgestaltung in der Planung politischer Ziele.
Da kommt das Gespräch immer auf eine scheinbar
schlüssig folgende Langeweile und Enttäuschung,
welcher dann oft entweder mit Gras oder
Gewalt begegnet werde.

Merke: es ist nicht allen arbeitslosen
Jugendlichen langweilig.
Nicht alle gelangweilten Mitbürger kiffen.
Manche waschen ihre Socken oder kaufen
sich einen Hund.

Und auch mir geht manchmal das Messer im Sack auf.

Alles, was nicht reinpasst, als eine Folge von im Prinzip
behebbaren Mängeln zu sehen reicht für eine spirituelle
Weltsicht sicher nicht aus.
Das wäre als würde man Palliativmedizin mit
Schmerz- und Symptomlinderung allein in den
Vordergrund beamen. Da steht aber etwas anderes:
der Tod.


Ich habe eigentlich genauso wenig gegen Gras wie
gegen grünen Tee: wenn man das vertragen kann.

Aber ich habe große Mühe eine spirituelle Mitte
in meinem Leben zu suchen, zu finden,
lebendig zu halten.

Sehnsucht und Enttäuschung sind nicht mit
Brot und Spielen behebbar, nur kurzfristig
verdeckbar. Der Versuch eines verallgemeinernden
Managements des Irrationalen im Menschen kann
nicht mehr wert und nicht minder schädlich
als 10 mg Valium sein.

Es wird schon werden, nicht wahr. Was?

Das Treiben in vagen Vorstellungen, das Nichtwissen,
das Erstarren in Vorurteilen und Richtlinien in frühen
Jahren oft schon mit der Gründung einer Familie,
der Verrat an einem wenn auch oft schmerzhaften so
doch sinnfüllendem Träumen und Suchen ,
das ist der Tod im Leben.

Wir müssen bewusst unfertig bleiben,
sonst werden wir nie reif.

Wer damit aufhört, dem ist alles egal.

Happy New Year!

Saturday, December 29, 2007

And by came an Angel

"The Guardian Weekend", 12 December 29 2007
"I was 30 before I learned to read"
Antonia Moore

And now she quotes Blake:

"And by came an Angel who had a bright key/
And he open'd the coffins & set them all free."

And I quote A.Moore:

"That's what happened to me: I was set free."

Very honest and beautiful writing! You are a graceful person, Antonia Moore.


Today I did an 8 hour shift in Berwick Infirmary, went for an Indian meal,
quarrelled with my wife on the phone, got good with her again.

The news are still mainly Benazir Bhutto. I don't think it should be discussed in such detail whether she died from banging her head on the car or by a bullet. It was a violent act one way or another. I noticed that I don't know much about Pakistan.

Do you know the wonderful ways for psychiatric admissions in the UK? I spent nearly 2 hours yesterday night in a NHS vehicle in front of a nursing home trying to get the right people.
I know that this is "normal" here!

I am in two minds....

Friday, December 28, 2007

Suffering demands a presence

“Suffering is not a question that demands an answer;
it is not a problem that demands a solution;
it is a mystery that demands a presence.”
(Source unknown).




The first rule is don’t panic, do not dive in blindly,
keep your hands tucked behind your back,
your mouth shut and listen to the parents.

and:

Remember the laying on of hands is as important as anything you may discover on your examination

quoted from:


Basic Symptom Control in Paediatric Palliative Care – The Rainbows Children’s Hospice Guidelines

Wednesday, December 12, 2007

Hungry at night: eating man blues

To be honest I'd like something very different indeed.

But I am hungry.
I'll take the cheese sandwich then.

Better one step after the other with bad legs
than downstairs with no legs at all.
This is what the caretaker said.


The undertaker topped that one.
Eat as much as you like my dear, he said.


Well then, it makes a fat deal or a big meal
for the big black cat.
And not for nothing,
the coffin tends to get more expensive

for each inch of one's waist.

Nothing makes sense or doesn't it?
Should I eat nothing?
But nothing is alive.


It's night and
I don't want nothing
but....

Can't stop.
The show must go on.
Mind your step,
I'll take a candle
down for you.






Monday, December 10, 2007

Unter den Toren

Unter den Toren

Unter den Toren im Schatten der Stadt
schläft man gut, wenn man sonst keine Schlafstelle hat.
Keiner, der fragt nach woher und wohin
und zu kalt ist die Nacht für Gendarmen.
: Hey Ho, ein Feuerlein brennt,kalt ist die Nacht für Gendarmen. :

Silberne Löffel und Ketten im Sack
legst Du besser beim Schlafen dir unters Genack.
Zeig nichts und sag nichts, die Messer sind stumm
und zu kalt ist die Nacht für Gendarmen.
: Hey Ho, ein Feuerlein brennt,kalt ist die Nacht für Gendarmen. :

Greif nach der Flasche, doch trink nicht zu viel,
deine Würfel sind gut, aber falsch ist das Spiel.
Spuck in die Asche und schau lieber zu,
denn zu kalt ist die Nacht für Gendarmen.
: Hey Ho, ein Feuerlein brennt,kalt ist die Nacht für Gendarmen. :

Rückt dir die freundliche Schwester zu nah,
das ist nur für die Wärme, mal hier und mal da.
Keiner im Dunkeln verliert sein Gesicht
und zu kalt ist die Nacht für Gendarmen.
: Hey Ho, ein Feuerlein brennt,kalt ist die Nacht für Gendarmen. :

Geh mit der Nacht eh der Frühnebel steigt
nur das Feuer glimmt stumm und das Steinpflaster schweigt.
Laß nichts zurück und vergiss, was du sahst,
denn die Sonne bringt bald die Gendarmen.
: Hey Ho, das Feuer ist aus,bald kommen die Gendarmen. :

http://www.spielhansl.de/haupt.html

Autor des Textes: Erich "Olka" Scholz

Sunday, December 9, 2007

Dogs of war.Oder: Was mach ich 2008? Und du?

Hey ho ein Feuerlein brennt und so kalt ist die Nacht für das Lager...

Na ja, ist ja kurz vor Weihnachten, und ich werde fündig bei google.

Ich möchte mich in einen Graben legen. Als Kind lag ich mit meinem Bruder und einer recht leeren Flasche Kroatzbeerenlikör in einem Strassengraben. Wir hatten kein Feuerlein,und es war zum Lagern zu kalt.

Gelegenheitstrinker oder Alkoholkranker? Es gibt zu diesem Thema den Fragenkatalog von Wilhelm Feuerlein aus dem Jahr 1976, ehemals Direktor der Psychiatrischen Poliklinik des Max Planck Instituts für Psychiatrie in München.
Aber mir ist das völlig egal. Wenn man als erwachsener Mann mitten in der Nacht zur Wodkaflasche greifen muss, ist das nicht lächerlich? Und das wegen einer low-dose-Benzo-Abhängigkeit nach kürzester Zeit mit Entzugserscheinungen! Da wollen wir mal sehen, wer oder welche Abhängigkeit gegen wen oder was gewinnt!

Ich bin schliesslich derjenige, der bei jeder Veranstaltung über die Fettschwartenbabies mit Biernuckelpulle lästert. Sieht ja auch eklig regressiv aus, warum nicht gleich in vollen pampers rumlaufen.

Ich rauche seit 7 Jahren nicht mehr: würd aber gerne...

Quo vadis? Laut Häberle und Pfleiderer ist das einfach. Auf die Feststellung, man müsse doch irgendwo hin gehen, ist die prompte Antwort: da war ich schon.

Als Jägermeister ist man ja Stahl, Feuer und Blut gewohnt, aber....
Also mein Freund Feuerlein, lass das Zündeln sein.
Oder willst du mit deinen Kindern neben dem nächsten AKW wohnen?

Hey, ho, ein Feuerlein brennt und so kalt ist die Nacht für die Söldner.

Friday, December 7, 2007

The Good and the Bad:Einmaleins der Suchtmedizin

Frei nach Starsky and Hutch: abwechselnd auf den Sack hauen und lieb sein?
Vielleicht der beste Weg.

Im Qualitätszirkel Suchtmedizin haben wir gestern über die Bedeutung von THC und Alkohol für die Prognose bei suchtkranken Patienten gesprochen.

Ich habe mir erlaubt, fest zu stellen, dass es einige Patienten gibt, die ich nüchtern oder ohne ein Grundlevel an THC nicht werde ertragen können. Ich meine deren THC- und Alk-Pegel! Obwohl..
Aber es gibt ja noch andere Ärzte.
Es ist nie zu spät für die Hoffnung heißt nicht, dass der Arzt hoffen muss.

Bei den Patienten, bei denen das Ziel Drogenfreiheit oder Erhöhung der Lebensqualität durch Minderung von Beigebrauch sein kann, ist regelmässige Kontrolle entlang einer vereinbarten Richtschnur sicher sehr sinnvoll. Unser Verhalten sollte für den Patienten einschätzbar sein.

Mir bleibt als Grundregel der Wille des Patienten auch beim Suchtkranken wichtig. Wenn er weg will von Drogen, geh ich mit ihm. Wenn er nicht will, heisst das nicht, das ich ihn substituieren muss. Es heisst für mich persönlich aber auch nicht, dass ich es grundsätzlich nie tun werde.

Ich bin Arzt, nicht Missionar. Ich werde meine Vorstellungen von einem ausreichend befriedigenden Leben niemanden aufzwingen. Ich will nicht, dass alle gesund leben, regelmässig arbeiten und drei Kinder aufziehen. Ich weiß überhaupt nicht, was gesund leben heissen soll.

Aber wenn jemand Kinder aufzieht und/oder diese gefährdet, so werde ich meine Schweigepflicht brechen. Von mir aus darf sich ein jeder selbst gefährden, so weit, dass er weder andere gefährdet, verletzt und so lange, dass er den anderen nur in einem "tolerablen" Maß zur Last fällt. Tolerabel und Maß: dabei kann sich meine Richtschnur jederzeit ändern.
So lange ich jemand mit durch füttern kann, werde ich nicht zu sehr aufmotzen. Wenn er selber arbeiten kann und ich nichts mehr zum Essen habe, dann würde ich ihn aus dem Haus prügeln! Ich sehe wirklich nicht ein, dass es da einen Unterschied zwischen krank und gesund geben soll.

Ich brauche meine Kinder nicht zu "entschuldigen" für ihr Fernbleiben in der Schule.
Warum soll es Entschuldigungen für immer am Freitag abend heulende Alkoholkranke, verarmte Kokser und verschlafene Kiffer geben? Viele arbeiten im Dauertran - what's the problem? Ich entschuldige nichts.

Verschlafen bei Kiffern heisst jetzt Amotivations-Syndrom oder so ähnlich. Könnt ich glatt auch kriegen.

Sunday, December 2, 2007

Die Bundeskanzlerin ist weiblich: ein Pleonasmus

Aus "Sonntag aktuell" vom 2. Dezember 2007:

Titelblatt, Artikel "Szenen einer Ehe".
CDU-Generalsekretär Pofalla wird zitiert:
"Wir bekennen uns hier klar zur Leitkultur in Deutschland, zu Patriotismus, Vaterlandsliebe und den Werten des Grundgesetzes."

Mir gefallen die Zitate von Steinmeier:
"Was soll dieser Quatsch mit der Leitkultur?"
"Deutschland ist ein Einwanderungsland. Ich möchte, dass die Zuwanderer sich ans Grundgesetz halten, sie müssen kein Eisbein und Sauerkraut mögen."

Herr Pofalla, ich kenne sie nicht, und ich werde mich hüten, Ihnen zu zu hören. Ihre Sprache ist gewohnheitsmässige Volksverdummung. Pleonasmus oder Tautologie: ihr Handwerkszeug. Alle Tautologien bedeuten dasselbe: nichts. Alle Tautologien sind wahr. Dies machen sich Politiker wie sie gewohnheitsmässig zunutze. Bei den Freimaurern wären sie durchgefallen, grins. Doppelt gemoppeltes Kuddelmuddel, einschläfernd, abstumpfend, gefährlich. So kann man dann auch die Nazis mit aufsaugen ins CDU-Parteibuch, gell. Aber ich glaube, die sind da nicht so scharf drauf.

Die könnten wieder zu Tausenden mit schweren schwarzen Stiefeln durch unsere Städte stampfen, U-Bahn-Sheriffs mit, Innenstadt-Kontrolleure mit ( Blockwarte passt auf, stört euch nicht an Putin), Polizisten mit, Soldaten mit, besoffene Stammrundenfreunde mit, Alte im Rollstuhl mit schiefem Maul und aufmontiertem MG, dann die Typen wie aus der französischen Revolution, Lehrer, blutbesudelt, eine Haarsträhne in der Stirn, von Jungnazis mit leuchtenden Augen umringt, ein jeder das "Buch der Deutschen Leitkultur" in der Hand.

Alle andersartig wirkenden Passanten werden zur Rede gestellt, befragt, ausgemustert oder eingegliedert. Typen wie ich stehen daneben, können nichts machen. Meine Kultur wär das nicht!


Keine sushi mehr, keine Döner, keine Peking-Ente, keine Pizza, keine... ne ne ne.

Was soll ich nun machen? Bin ich ein Patriot, der sein Vaterland lieb hat? Bin ich ein Idiot, weil ich mich am Sprachgebrauch eines Politikers störe?




Zitate aus Wikipedia:

1)
Als Patriotismus (von lat. patria, Heimat, Vaterland) wird eine emotionale Verbundenheit mit der eigenen Nation bezeichnet. Im Deutschen wird anstelle des Lehnwortes auch der Begriff „Vaterlandsliebe“ synonym verwendet.
Diese Bindung wird auch als Nationalgefühl oder Nationalstolz benannt....

Kritiker sehen jedoch fließende Grenzen zwischen dem heutigen positiv verstandenen Patriotismus und einem negativ verstandenen Nationalismus und die Gefahr, dass heutige Rechtsextremisten ihren Nationalismus als Patriotismus ausgeben und verschleiern.


2)
Die Begriffe „Tautologie“ und „Pleonasmus“ werden meist synonym verwendet und umgangssprachlich als „doppelt gemoppelt“ bezeichnet.

Friday, November 30, 2007

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul

Ein Geschenk für dich, meine treue Dürre!

Si el amor alimenta el corazón el tuyo se pondrá gordito porque pienso darle todito hasta que se ponga panzón.[1] - „Wenn die Liebe das Herz ernährt wird deines mollig werden, denn ich denke daran, ihm alles zu geben bis es einen Bauch ansetzt.“ (Verfasser unbekannt)

Quo vadis? Death of machismo: the Japanese way of life?

Ein Phänomen sind die “Kyoiku-Mama”(wörtl. Erziehungsmütter).Das sind Mütter ,die besonders ehrgeizig über das Fortkommen ihrer Kinder wachen.

Die Männer erhalten dann von ihrer "Okuradaijin" (Finanzministerin) ein "okozukai", ein Taschengeld.

Kinder und Männer verschwenden laut Ansicht der Mütter und Frauen zuviel Zeit auf Schlaf., die sie besser mit Lernen und Geldverdienen nutzen könnten.

So werden Sitzpinkler und Pantoffelköppe hochgezogen, bitte sehr.

Wednesday, November 28, 2007

Zehntscheuer : "eigenart"

Eine schöne Ausstellung, zwischen Holzböden und teuerst renovierten Treppen. Klaus Rexin wirft mir Häuser ins Gesicht, dann lenkt er meine Augen in ferne Berge, über denen schroff gepinselte Wolken hängen. Claudia Danut's "Feuerturm" leuchtet aus dem Halbdunkel, und ihre "Weggabelung" fällt mich lässig an. Der Vogel von Gisela Gassert erinnert mich an die Raben, die in meinen Bildern oft zuschauen.

Anschliessend war ich beim Vortrag unserer Apothekerin Frau Dr. Stremmer über Spagyrik. Bei der Diskussion verschränkte ich als Arzt meine Lippen und schloss meine Arme. Die Fragen wurden merkwürdig, die Atopiker und die Neurotiker gewannen Raum. Ich bin kein Darwinist, oder? Als die Vorsitzende mit schrill durchdringender Damenbartreibeisenstimme betonte, dass Ärzte dies alles auf Kassenrezept schreiben sollen, blieb ich weiter ruhig sitzen. Müde war ich auch. Aber vor allem wollte ich weder an den Münsinger Pranger noch vor sexy hexy Stremmer gesteinigt werden.

Sie ist so ausgeglichen,?, das möchte ich doch nicht durcheinander
bringen.

HATIKVA


GOD : A LITTLE GIRL'S CREATION

A Kindergarten teacher was observing her classroom of children while they were drawing. She would occasionally walk around to see each child's work. As she got to one little girl who was working diligently, she asked what the drawing was. The girl replied, "I'm drawing God." The teacher paused and said, "But no one knows what God looks like." Without missing a beat, or looking up from her drawing, the girl replied, "They will in a minute." Support independent publishing: Buy this book on Lulu.

Tuesday, November 27, 2007

INEMURI

Japan: „Inemuri“. Die beiden Schriftzeichen kombinieren „anwesend sein“ mit „Schlaf“ und bezeichnen „Schlafen in der Öffentlichkeit, während man offiziell etwas anderes tut“.

Wenn die Müdigkeit in die Knochen kriecht

Es ist nicht nur der kalte Nebel in sich allmählich verdunkelnden Tagen noch ist es die laue Milch der frommen Denkungsart. Es ist Erschöpfung und das Gefühl, mit den Hörnern an ein Ende zu stossen. Es ist die Berührung der Verzweiflung.
Ein Durchgangssydrom, ich weiß schon.
Danke, ihr verwandten Idioten, die ihr diese witzlose Reise durch das Universum begonnen habt, um Qual und Freude aus purer Neugier entdecken zu dürfen. Warum habt ihr euch in eurer Vorstellungswelt nicht in quasi-buddhistischer Bedürfnislosigkeit mit rosa Kaugummi und einer gelben Quietschente zufrieden geben können?

Meine Frau hat vier gebrochene Wirbel. Bei mir sind es etwa 26. Fragt mich lieber nicht.

Am Samstag sah ich V. mit heruntergelassenem Haar und wie immer stolz mit aufrecht schwingendem Gang auf dem Parkplatz. Ich bin traurig, dass ich zusehen muss, wie meine Sehnsucht nachlässt. Es ist mir, als zerrinne mein Lebenswille.

Ich bin erst 57. Wie alt seid ihr, Leser?

Der alte Mann und seine Frau

Am 8. November hatte ich Herrn K. ein Pflegebett mit Bettgitter und mit ausführlicher Begründung auf dem Rezept verordnet.
Zuerst kam ein Formular, nach einer guten Zeit. Das kam aus Tübingen. Ich brauche so etwas nicht auszufüllen. Fast hätte ich es getan, nur: dieses AOK-Fax in Tübingen ging nicht! Also schickte ich eine e-mail an Frau C.K., gerne bei weiteren Problemen mit vollem Namen hier.
Tja, am Freitag letzte Woche wollte ich gerne wissen, ob der alte Mann mit seinem x-ten Hirninfarkt nun sein Bett hat. Nein. Aber die Dekubitus-Matratze war genehmigt. Allerdings bis heute nicht am Ort. Das Bett auch nicht, obwohl ich Frau C.K. mit Krach gedroht hatte per e-mail. Vielleicht geht die mail ja auch nicht.
Herr K. kann nicht mehr aufstehen, nicht richtig reden, ist die ganze Nacht verwirrt, halbseitig gelähmt. Seine dürre kleine schwache Frau wacht die ganze Nacht seit Tagen an seinem Bett, damit er nicht heraus fällt.
Die Verwandten sind langsam mt ihrem Deutsch, und das alte Ehepaar ist hilflos. Das weiß die AOK sicher.
Nun, nach meinem Besuch heute hatte ich einen Beschluss gefasst. Frau K. von der Diakoniestation teilte dies Herrn Z. bei der örtlichen AOK-Direktion mit. Das Bett kommt oder Frau B. von veto-muensingen.de, eine- glauben Sie mir- sicher erschreckende Vision, und sonst kommt dann die Zeitung, unser Alb-Bote.
Tja, sehen Sie, das ging dann doch.
Was wir hier sehen, das ist ein Hick-Hack zu Lasten der Patienten, Hilfsmittel weg von vor Ort möglichen Entscheidungen, weiter weg, noch weiter weg, und dann aufschieben, bis sozusagen ein sich-selbst-erledigender Patient nach seinem Ende freiwillig auf die Hilfe der Gesundheitskasse verzichtet oder doch die Pflegekasse bezahlen muss.
Leute,Leute, warum wehrt ihr euch nicht? Es wird schon zu spät.
"Ich glaub, bei mir hakt's." So sagt es die Jugend.
Ich sage dazu: Un-Kultur begründet auf seelischer Verarmung, Gleichmacherei, Gleichgültigkeit.
Unterstützt veto-muensingen.de !

Monday, November 26, 2007

Palliativmedizin,palliative care

Inzwischen hatte ich mich zum Fachgespräch Palliativmedizin gemeldet.
Pflegekräfte baten mich fast darum, Personal von Pflegestationen.
Ich meine, die Betreuung der Menschen in der Pflege ist wichtig, wichtiger für mich jedenfalls als die Betreuung fremder Patienten .
Ich sehe, wie motiviert viele sind, wie sie tagtäglich nachdenken und grübeln, was für den einzelnen ihnen anvertrauten Patienten am besten wäre.

Dabei befinden auch sie sich in einem dauernden Zwiespalt, in einem Seiltanzakt zwischen Wirtschaftlichkeitsgebot, Zeitrahmen, Dokumenation, QM, Dekubitusvermeidung, Forderungen nach ausreichend Flüssigkeitszufuhr durch den MDK beispielsweise im Widerspruch zum Sinn einer PEG beim schwerst Demenzkranken, oft dauernder Angst, eine Aspirationspneumonie zu verursachen.

Wie zum Beispiel in der Suchtmedizin gibt es oft kein ausreichend positives gesellschaftliches Berufsbild, eine oft schwierige Identifikation mit der eigenen Arbeit, "die Leute sterben weg", Anfeindungen aus der Justiz, Sturzvermeidung versus Freiheitsberaubung, Streitereien mit Betreuern, Ärzten. Die Heimaufsicht kommt, die QM-Kommission, der MDK, das Gesundheitsamt: wo steht die Pflegekraft mit ihrer Arbeit, wer steht hinter ihr?


Ich stelle auch fest, daß es gut wäre, in den Krankenhäusern überall deutlich ausgewiesene palliative care Betten zu schaffen.
Damit wird es für medizinisches Personal, Pflege, Verwandte und Patienten leichter, von weiterer totaler Diagnostik und "kausaler" Therapie weg zu kommen.
Vor allem aber setzt so etwas ein Zeichen: "Wir sind für dich da. Du lebst noch, dabei helfen wir dir. Du wirst betreut."
Dies würde auch nach dem Krankenhaus weiter im Bewusstsein aller wirken können.

sold for 100 today, maybe a she-devil



Some people said this looks like your sister...well well. Gisela, be happy with this one and keep it away from my sister!

Sunday, November 25, 2007

Rechtsberatung strafbar?

Hallo, wenn ich meine Patienten berate in rechtlichen Angelegenheiten: kann ich mich strafbar machen? Siehe meine November 2007 link Liste. Wohl nur, wenn ich eine Gebühr erheben sollte? Das ist mir unklar. Stefan Fügner ging es schlecht....
Schaut mal in Google: "Stefan Fügner, Rechtsberatung". Das hat mir heute mein Freund Martin, Arzt, Rotarier und vor allem Jäger, gezeigt.

Saturday, November 24, 2007

scars

I'll be there again Dec 17th until Dec 31st.












Scars to see when the tide is out. Berwick 2007.

Monday, September 10, 2007

Text messages from Northumberland to my friend Sarah in Germany

1) I should have thought that you need sun and rain for a rainbow to form, the British rainbow does not need sun. And the tides here are so strong because of the litter, self-cleaning beaches. Lucky folks. From: manonafence

2)Hi Sarah, regards out from a bunch of grown fat pirates overrun and conquered by mutineering fertile slaves.

3) A Lady bumped me off my bike and no escape. And I had just wanted to make amends and say: the Germans are unappetising leftovers, ungraciouis losers who want to win too hard. The "Deutsche Tiefe" is caused by being bottomheavy and compares to thinking underwater, somewhat muddled.

ALIVE



Survival in the Scottish Borders, Jedburgh, 6 September 2007

Tuesday, September 4, 2007

Newcastle-upon-Tyne and West Jesmond



Self-reflection...

Another view here and there?
Once I'd thought that out of the tourist season only shoe shops and hairdressers will do business in Italy. In the UK only mobile phone shops and real estate agents can deal with the basic needs of this pubulation, sorry, population.
But I show you that there is another access to real life, and right here in Newcastle!



But if one needs a 1-hour-treatment lasting for life the other sits down on a bench, has a friend and time.

A spot of bother

"They took up so much space. That was the problem with men. It wasn't just the leg-sprawl and the clumping down stairs. It was the constant demand for attention. Sit in a room with another woman and you could think. Men had that little flashing light on top of their heads. Hello. It's me. I'm still here." (Out of: Mark Haddon, A Spot of Bother)

Well, I say... it depends on who does the describing..

This book has been seriously entertaining with just the right mixture of sadness and being funny, of despair and of joy.

I think I should go upstairs, just as George in the book, get some Diazepam, drink a bottle of wine, then put my ear on the ground, look at raindrops in the grass, at spiderwebs, at the stars above, smile at the fog behind, hover above just prior to leaving and grin at my drunk self one more last time.

Wednesday, August 1, 2007

WANN KOMMT JENER ENGEL

Wann kommt jener Engel

weißt du dass wolle kratzt
auf nackter haut
weißt du was weh tut
ohne dass man es sieht

weißt du dass scham brennt
auf nacktem gesicht
weißt du wie man
ohne tränen weint

wer erlöst uns
wann kommt jener engel
der schwarze müllsäcke
und fette chips in gold verwandelt

der das watscheln der fetten
und niedergeschlagenen
mütter in tanz wandelt

der engel, der ihren kindern
freude in die wunden augen singt,
und die kleinen gesichter,
die blass und krank
aus den häuserschluchten
klaffen, ins Leuchten weht

wann wird er mit den flügeln
schlagen, um mir den weg
zu weisen, dort, hier,

umhüllt vom dunkel
im licht
jetzt

KOLEP UND DIE SCHLANGEN

EINFALT – VIELFALT
oder :
„Kolep und die Schlangen“

ZITAT
„Jeder Mensch kann die Welt verändern!“
„Ich hatte immer nur Angst vor der Einfalt der Menschen, nicht vor deren Vielfalt”, sagte der Frankfurter Anwalt in Anspielung auf das Thema seines Festvortrags „Vielfalt statt Einfalt”. Der Fremde, der Ausländer, der uns Angst mache, sei im Grunde das Fremde in jedem Menschen selbst. Diesen gelte es kennen zu lernen. „Dann haben Sie auch keine Angst vor dem Anderen”, so Friedman. (FU 11/2000)

Kolep schaute mich an. Hundeaugen. Kartoffeln. Kohl. Schweineschmalz. Ajax. Ich weiß nicht, warum ich an Ajax dachte.
Er versuchte zu reden, etwas in der Kehle stecken gebliebenes. Nasenbluten. Schmerzen. Schweiß.
„Hau ab.“
Das wollte er sagen.
Aber ich ging nicht. Ich dachte, „Gott wird Euch strafen“. Manchmal dachte ich wirklich, „ist doch nur körperlich“. Ich weiß heute auch nicht mehr, wie ich so etwas denken konnte. Wenn man Schläge bekommt, wenn die anderen in der Überzahl sind, wenn nach dem ersten Zorn die Kraft ausgeht, so erschien es gut, sich von seinem Körper zu lösen, sich daneben zu stellen. Schon wurden die Schmerzen weniger, und Kraft blieb übrig für etwas wichtigeres, für das Bewusstsein des eigenen Wertes.
„Sag dass du Kolep blöd findest, los sag, ich finde Kolep blöd!“ Schlangenauge ragte über mir auf, das Klassenbuch in der Hand. Er hatte es mir zwischen die Beine geschlagen, in die Eier, wo es weh tat, während vier Mann mich festhielten, jeder an einem Arm oder Bein.
„Nein!“ brüllte ich, „niemals“. Er schlug wieder zu. „Ja“, schrie ich. Pause. „Sag es!“ „Nein!“ So ging das Spiel. Ich erhielt eine Pause; niemals änderte ich meine Meinung. Am Schluss gab ich nie nach. Irgendwann kam ein Lehrer, ein Erwachsener, irgendjemand.
Kolep wohnte im Armenhaus, ein immer schmutziger Rotschopf mit Sommersprossen und einem offenen Grinsen, dessen Mutter sich schämte, wenn ich ihn besuchen wollte.
Das Haus steht noch, ein Rest von einem abgebrochenen Torbogen für was auch immer, ein nasses zweistöckiges Haus am Waldrand, am Stadtrand, Risse im bröckelnden Putz, ein schadhaftes Dach.
Koleb wanderte aus, mit seinen Geschwistern, dem schweigsamen Vater mit den dunklen traurigen Augen und mit der Mutter mit den wilden Haaren : sie gingen nach Australien, wo es Verwandte und eine Farm gab.
Ich beneidete ihn, obwohl ich nicht sicher wusste, ob das richtig war.
Meine Phantasie war sehr ausgeprägt zu der Zeit, sehr lebhaft, und ich hatte schon selbst ans Auswandern gedacht. Dabei wurde mir schmerzlich meine biologische Minderwertigkeit bewusst, die Brille, ohne die ich sicher im Urwald verloren sein würde, das Hüsteln, die Schlackerbeine, mein häufiges Kränkeln.
Ja, ich hatte schon alles zusammengeklaut, sogar an ein Beil für Feuerholz hatte ich gedacht, an ein Taschenmesser, an eine Decke, und ich dachte daran, mein Glück als Schiffsjunge zu versuchen, als Schiffskoch zu lernen. Kochen war ein schöpferischer Akt, gleichzeitig erschien es mir als eine gute Routine, um sich sein Überleben sichern zu können.
Aber dann hatte ich doch zu viel Angst vor der Armut, der Nässe, der Kälte, dem Dunkel und den Krankheiten, die sicher auf mich im Ungewissen lauerten.
Kolep war ein Flüchtling, dessen Familie so arm war, dass es nicht einmal zu einer Wohnung in der staubigen Arbeitersiedlung gereicht haben konnte. Sicher kam er aus Polen. Mir schien unklar, ob er nun ein polnischer Deutscher oder ein deutscher Pole war. Ich war ja erst acht oder neun Jahre alt zu der Zeit.
Aber ich mochte Kolep, der von mir in Deutschdiktaten abschreiben durfte, musste, denn er konnte nichts richtig schreiben, nicht einmal nichts.
Ich mochte ihn nicht nur, weil ich ihm überlegen schien in diesen Dingen. Sogar meine merkwürdige Herkunft, ich, Sohn eines Mannes, der älter war als mein Großvater, sogar das schien besser als ein Dasein als Flüchtling und Undeutscher, als Deppenjunge, der nicht schreiben konnte. Aber ich mochte ihn, weil er lachen konnte, weil ich seine Freude sah, dass jemand ihn genug mochte, um ihn abschreiben zu lassen.
In meinen wirren Träumen war ich der weiße Indianer, ich war Hemingway, und er war der Soldat mit dem Lederranzen, der Bettelprinz mit den roten Haaren. Er kriegte die Prinzessin, den Thron, des Teufels goldenes Haar; und ich schrieb seine Geschichte.
Schlangen haben keinen Gesichtsausdruck. Oder wenn doch, dann jedenfalls ändert sich dieser Ausdruck nicht merklich. Die Augen bleiben offen, nur eine Haut zieht sich wie ein Kameraverschluss vor die Pupille, wie ein Vorhang. Dadurch wirken sie unheimlich, grausam und gleichgültig. Bei einem Menschen ohne Gesichtsausdruck ist es so, dass wir Furcht empfinden oder dass wir zumindest seinen Charakter für abstoßend halten. Wir werden uns entweder fern halten oder gleich schießen. So ähnlich ist auch unser Verhalten gegenüber Schlangen.
Schnee. Geruch von Schnee. Sperma. Fades. Gurken.
So ein Tag fing mit Migräne an. Die Linden streckten ihre schwarzen Äste in den grauen Januar, und die nassen Zweige glänzten. Es sah so aus, als ob selbst die Bäume froren.
Ich hätte weglaufen sollen. Manchmal lief ich weg. Schlangenauge war grausam. Wenn ich weglief, kam ich mir als ein Verräter vor.
Um in unsere Schule zu kommen, musste man etwa 20 Stufen hoch, und davon gab es drei Eingangstreppen, in der Mitte und an jeder Seite eine. Einer war in der Klasse, der lebenden Maikäfern die Flügel ausriss und sie dann mit einer Rasierklinge seines Vaters sezierte. Er war einen Kopf größer als alle anderen und er war sicher krank in seinem Kopf. Seine Sklaven, seine Ergebenen bugsierte er links und rechts an den Treppen. Er selbst stand oben vor dem mittleren Portal flankiert von mindestens zwei Gehilfen, der Scharfrichter, auf dessen Befehl nun die kleineren, die ihm missfielen, gefoltert wurden. Meistens waren es eben diejenigen, die gut zu foltern waren, Kleinere, Schwächere, Langsamere, an denen er den anderen seine Überlegenheit zeigen konnte, um noch größer und stärker vor allen zu stehen. Ich glaube nicht, dass ihn einer wirklich bewunderte. Es war ein Regime der Furcht. Er war der Stärkere und er zeigte, dass er auch der Skrupellosere war.
Bis heute erinnern mich seine blassen sezierenden Augen an die Augen einer Schlange. Vielleicht war es feige, zu meinen, dass man nicht einfach an ihm vorbei konnte, dass er irgendwie anders war, irgendwie durchgeknallt, irgendwie böse und ziemlich „hehe“. Aber diese Leitlinie half, mit den Dingen, wie sie waren, zurecht zu kommen.
An diesem Tag stand er wieder da. Ich hätte es wissen müssen. Schließlich hatte ich von ihm geträumt. Im Traum hatte er Menschenköpfe auf Schweineleiber und Schweineköpfe auf Menschenleiber verpflanzt, in dunklen tiefen Verliesen allein mit seinen unheimlichen Werken. Aber die Bedrohung war real. Er stand vor mir.
„Hengingwai!“ rief er, laut, nasal, mein Spitzname für lange. Seine Kreatur, sein Untertan. „Hengingwai, komm und hilf dem Polen!“
Neben ihm standen zwei Schulkameraden, halbwillig, aber willig. Sie hielten mich fest. Es gab kein Ausweichen, kein Davonlaufen.
„Lass Kolep in Ruhe!“
„Was krieg ich dafür?“
Kolep hatte es noch nicht gehört. Er stand am anderen Ende des Pausenhofes, träumte und kaute noch auf dem Rest seines Pausenbrotes.
„Was willst du?“
„Sag, ich bin ein Wichser!“ „Okay.“ „Nein, sag es.“ „Ich bin ein Wichser.“ „Hahaha, Hengingwai ist ein Wichser, und jetzt schlagen wir Kolep!“ das sang er fast, wie ein Hüpflied. Die kleine Gruppe rannte die Treppen runter; sie hielten Kolep die Arme auf den Rücken gedreht, und Schlangenauge schlug ihm ins Gesicht.
Ich hatte Angst, aber ich rannte hinterher. „Hör auf!“
Zu der Zeit begann es zu schneien. Lautlos. Weiß. Große weiße nasse Flocken.
Aus Erfahrung gefallen mir Schlangen inzwischen besser. Es ist nicht immer das Nachdenken, was uns Unterscheidung lehrt. Mit den Schlangen hätte ich trotz Nachdenken immer Furcht und Abscheu verspürt.
Seitdem ich weiß, wie samten und warm die Haut einer Python ist, seitdem ich weiß, dass Schlangen mit ihren Zungen riechen können und je mehr ich gelernt habe, gefährliche und ungefährliche Schlangen zu unterscheiden, desto eher bin ich bereit, mich auch mit Schlangen zu unterhalten.
Aber in der Nacht, im Dunkel ist dies alles vergessen. Mit dem Besenstiel schlug ich zu, reflexartig, als ich in Kampala ohne Licht auf einem Klo saß. Damals richtete sich neben meinen nackten Füßen eine kleine Schlange auf und züngelte.
Eine Hausnatter, nützlich, frisst Kakerlaken, Ungeziefer. Sie starb den Opfertod, weil es dunkel war.

Kolep und die kleine Schlange sind zwei Erfahrungen, die ich machen musste.
Licht an. Licht aus. Und die Welt sieht anders aus.
Man sagt, Helden seien dumm. Dumme Helden sind für mich bedeutungslos.
Man kann Schläge dafür bekommen, wenn man sich mit einem Legastheniker aus Polen anfreundet, und obwohl es mir leid tat und leid tun wird: ich werde in derselben Situation diese kleine Schlange auch ein zweites Mal ermorden! Und ich würde wieder Kolep als Freund haben wollen. Ich möchte wissen, wie und wo er nun lebt. Er hat bestimmt viel zu erzählen.
Schwarz. Weiß. Zebra. Einfalt. Vielfalt. Punkt.

MALACH-DER BOTE

MALACH - DER BOTE
Mit einem Ruck fuhr Lisa aus dem Schlaf hoch. Sie lauschte in die Stille, und obwohl sie nicht hätte sagen können, was sie geweckt hatte, brach ihr plötzlich der Schweiß aus.
"Lisa?"
Die Stimme ließ sie herumfahren. Im Dämmerlicht, das durch die halb heruntergelassenen Jalousien fiel, erkannte Lisa einen Mann in der Ecke ihres Schlafzimmers.
"Johannes!", entfuhr es ihr. "Was machst du hier?"
Es war nicht Johannes. Ihr Bruder hatte vor zwei Monaten in Afghanistan seinen Dienst angetreten.
Es war ein Engel, von hinten, groß, blau, mit großen sanften bläulich schimmernden Schwingen und völlig unberechenbar.
Was, dachte Lisa, was? Was macht ein Engel in meinem Schlafzimmer?
Was geschieht mir, wenn er sich umdrehen wird? Während sie das dachte, zog sich ihr Unterleib zusammen. Das war Angst, ja, sie machte fast ins Bett, und sie spürte es.
Lisa begann sich für ihre Empfindungen zu schämen. Muss ein Engel Angst auslösen, nur weil man nicht weiß, was er ist, was er machen wird, wozu er fähig sein mochte?
Naja, dachte sie, ein Engel kann dein ganzes Leben verändern.
„Los, sag es, sprich es laut aus“, vernahm sie wieder diese Stimme in ihrem Kopf, sanft, vibrierend und voll harmonischer Resonanz.
So viel Harmonie war schon an und für sich beängstigend, aber aus dem Mund eines Engels, der nicht durch den Raum, sondern direkt in deinem Kopf spricht, wirkt das sehr verunsichernd.
Lisa glaubte also nicht eben an eine Verständigung, die eine Frau befriedigen könnte. Da sie das aber gewohnt war, presste sie laut und ärgerlich hervor: „Was willst DU hier? Willst du mich und mein Leben durcheinanderbringen? Wer bist DU?“. Ihre Stimme brach am höchsten Punkt vor Aufregung, und sie ärgerte sich darüber noch mehr. Sie wollte nicht auch noch vor Engeln verlegen da liegen.
„Ich komme von weit und geh noch weiter, bringe Sehnsucht, bringe Träume. Such dir einen Traum aus“ , und er drehte sich um, wobei er gleichzeitig seine Schwingen so weit zusammenklappte, dass Lisa diese von vorn nicht mehr sehen konnte. In seinen Armen hielt er einen Strauss aus Träumen, duftend und voll von Wind und Meer und Licht und großer Unruhe.
Seine Augen hielt er auf die Erde gerichtet, mit schweren fast geschlossenen Lidern strahlte er von der anderen Seite des Zimmers, und es lag so viel Kraft in seiner Anwesenheit und in ihrem Zimmer, dass Lisa schon daran dachte, dass sie verstrahlt werden könnte.
In dem Augenblick ertönte an ihrer Seite ein lautes Schnarchgeräusch gefolgt von einer absolut beängstigenden Atempause. Als sie darüber erschrak, fiel es ihr wieder ein.
Der Malach lächelte. Es floss ein Leuchten aus seinen Augen, und er löste sich auf.
Lisa wusste alles wieder. Sie spürte, wie sie über die Wiesen tanzte in einem grünen Atem, froh und frei. Sie war fünf Jahre alt .
Neben ihr wieder ein Grunzen, atmosphärisch uneben, erdig, und ein unangenehmer Geruch machte sich bemerkbar. Axel wühlte mit seinem Kopf in ihrer Achsel, das kitzelte von ferne her. „Ach, Johannes Hund, Nervensäge“, murmelte sie zu sich, drehte sich um.
Lisa wollte noch nicht aufwachen. Der Löwenzahn leuchtete aus dem Gras, und der Wind brachte den Duft von Blumen in ihr Haar.
Sie breitete die Arme aus und flog, über die Hügel, durch Nebel, durch Sonne, Vogelzwitschern, an summenden Bienen und brummenden Hummeln vorbei, immer ins Licht.
Eine Krähe schrie, das Dunkel brach mit einem Windstoss über sie herein, und sie fiel und fiel und fiel. Sie fiel lautlos durch einen Schacht, weiter und weiter, tiefer und tiefer, endlos bis an die andere Seite der Welt. Ihre Füße berührten kein einziges Mal mehr den Boden. Sie schwebte über glitzernden Wüstensand in der Morgenröte auf der ganz anderen Seite der Erde, furchtlos, ganz allein.
Und im Himmel war ein Gesang, dem sie folgte, ein Ton aus der Stille, der sie zurück trug, weit in ihre Wiese, sanft ins hohe Gras.
Ein Käfer krabbelte über ihren Arm. Und jetzt spürte sie dieses Leuchten in ihr selbst. Langsam stieg es aus ihrem Bauch in ihren Kopf hoch, schwoll, füllte alles an, und sie fühlte sich wie eine Zwiebel, Schale um Schale um Schale. Grüne Triebe schossen aus ihrem Kopf, und auf der feinen splitternden Haut glitzerten Tränen.
Lisa wachte auf, nieste, rieb sich die Augen. Axel sprang aus dem Bett und wedelte mit dem Schwanz.
Nichts war wie vorher, und ein Hauch von Zwiebeln hing in der Luft.

Monday, July 30, 2007

bored blogger from Paris airport

I missed my flight, arrived too late from Aberdeen. Waiting to go to Stuttgart. Good to read T.S.Eliot in the net. Good to have a credit card.
Mildly good to enjoy the luxury of boredom for some rare hours. I can't complain.

When I close my eyes I see these other eyes. I see the falcon losing its tracks in the wide and high skies over the Kasakh steppes, far away hills rolling under distant clouds, smoke from fireplaces rising in fading spirals. I hear the cry of the falcon, the murmuring swell of the long grass, and I feel the clear water cool on my forehead as it flows towards me out of your eyes.

I close mine, and I let go.

I have never been to Kazakhstan.

Sunday, July 29, 2007

T.S.Eliot, "East Coker"

Love is most nearly itself
When here and now cease to matter.
Old men ought to be explorers
Here or there does not matter
We must be still and still moving
Into another intensity
For a further union, a deeper communion
Through the dark cold and the empty desolation,
The wave cry, the wind cry, the vast waters
Of the petrel and the porpoise. In my end is my beginning.


My last post from Aberdeen, today from Fraserburgh, Scotland,UK.
To give you a push forward!

Saturday, July 28, 2007

In our rhythm

In our rhythm of daily life we tire of light. We are glad when the day ends, when the play ends; and ecstasy is too much pain.
We are children quickly tired: children who are up in the night and fall asleep as the rocket is fired; and the day is long for work and play.
We tire of distraction or concentration, we sleep and are glad to sleep,
Controlled by the rhythm of blood and the day and the night and the seasons.
And we must extinguish the candle, put out the light and relight it;
forever must quench, forever relight the flame.

T.S. Eliot

(Choruses from "The Rock")

Monday, July 2, 2007

Dear Mr. van Gogh

Es ist kein Platz für Menschen auf der Erde. Sie machen zu viel Scheiß.
Jeder Tag ist ein Überraschungsei.

Dear Mr. Beethoven!

I cannot call you Ludwig, I am sorry, but our relationship is difficult as you know. I listen to you and you cannot hear my words. Today I am trying to see if you are fit for any words at all. You see, Mr. Vincent wanted to cut off his other ear today!

He does not listen. His only interest is to see what he wants to see. I followed him for a bit through a kind of revolving glass door . He kept going as if he knew where his way would lead to. He didn’t stop for one moment. I think he found it more than just hard to look around and see what I could see. But then, this goes for the other way round too.

And you? Though you are deaf and unwilling, you listen to your own music and you are probably as blind as Mr. Vincent. I am sorry to tell you. Now, don’t get that mad at me. You are throwing things again, no, not this glass please. Now look, all these shards here.

It is difficult. You know about all these magic tools of perception but you run away, spiralling out inside your inner universe. Don’t you realise that it is connected to mine whether you like it or not?

Seriously, you are one bit of a hot and noisy hellbender!
I’ll better approach you tomorrow again.



Dear Mr. Vincent!

Look if you don’t listen. Mr. Beethoven is mad with me. Why are you artists such a wonky lot? I don’t know how to do this. I know you, you know? But then, I guess it doesn’t matter really. Do I bore you?

Yes I know, you cannot wait for these fucking sunflowers. I didn’t have one summer in peace. When the full moon was up in the night, yellow, sensuous, lazy and fat, I could just wait for you howling at the sky, drunk, restless and full of an insatiable desire for sunflowers. When I was lusting for women, white bodies in the night, dark and secret triangles, soft breasts and whispered promises you interrupted my longing with your shouts and with your merciless dances.

Destruction must make your autumn possible, and when spiders bridge the golden light between windows and trees you are busy to burn out the skies with sunflower-whirlwinds.

Mr. Vincent, I don’t want to criticize you. I want you to talk to me.

Sunday, June 17, 2007

Selbstmitleid

Shit. Wenn ich allein bin und Zeit habe, tropfen mir die Tränen aus den Augen. Krokodilstränen. Gut, dass das noch nicht alle wissen. Es hilft nichts. Ich freue mich für meine Frau, dass es ihr etwas besser geht. Aber ich werde schlecht mit meiner Einsamkeit fertig. Und das Gespräch mit einer "anderen" Frau hilft auch nichts, macht eher sehnsüchtig,weist Grenzen aus.Ich stelle mir eher vor, dass ihre schönen Hände Licht aus den Weiten des Universums durch mich senden, von weit her. Gute Nacht.

Swabian into English - Schwäbisch-Englisches Wörterbuch

Swabian into English - Schwäbisch-Englisches Wörterbuch

Monday, June 11, 2007

Tonino

This is crazy. I spent five years in Uganda, West Nile. Now I see this courageous priest, Father Tonino Pasolini, he got a radio station organised up there with Arua Catholic Diocese in Idi Amin's home area, near the Sudanese and Zaire borders. And I could suddenly reach him via email, I could hardly believe it. I feel very very homesick. I would not give away one day out of five years in Uganda. As Kennedy may have said it: " I am a Ugandan". My best wishes for everybody out there.
Conrad

Saturday, May 26, 2007

Peterhead

Grüsse von Mcdonald's in Peterhead, Schottland. McDonald's macht es möglich, wireless internet überall. Aber hier kostet eine Stunde mit Btopenzone etwa 9 Euro, das ist eine Sauerei. Notlösung!!! Don't do it!

Monday, May 14, 2007

Stansted/Friedrichshafen

Hallo aus Stansted. Verspätung mit Easyjet. Auf dem Weg nach Newcastle upon Tyne. Friedrichshafen als Abflugort ist praktisch, aber anstrengend. Ich würde mich bei Ryanair beschweren, aber die haben unverschämterweise keine email-Adresse für Kunden. Ich schreibe heute an das Management des Flughafens. Das Durchlaufsystem ist grausam. Du gehst durch die Handgepäckskontrolle in einen gut bestuhlten Wartesaal. Toiletten vorhanden. Gehst du durch die Passkontrolle, landest du in beengtem Raum ohne ausreichende Sitzmöglichkeiten. Gewarnt wird vorher nur vor den dort nicht funktionierenden Toiletten. Gegen die Abflugzeit wird es mächtig eng, grausam für Kinder. Dann kommst du in einen Containeranbau, der Boden bewegt sich unter dir, trotz aufgekippten Fenstern kriegst du in der Masse kaum noch Luft,und es ist sehr heiss. Du kannst nur stehen. Einige Leute sind immer kurz vor dem Umkippen, werden blass, grau, grün, und du machst dir mitleidig Sorgen, dass gleich deine Jeams vollgekotzt wird. Das muss anders gehen! Gruss an das Management

Tuesday, May 8, 2007

Leserbrief

Die vorhergehende Abhandlung auf 3 Seiten gekürzt aber zusammen mit Interviews von drei Heimleitern hat der hiesige Albbote ganzseitig als Thema der Woche veröffentlicht.
Weitere Beiträge kamen nicht. Heute reagiere ich darauf mit einer Zuschrift:

Leserbrief?

Ich möchte noch einmal zu meinem Leserbrief von letzter Woche berichten. Es ist traurig , dass keine öffentliche Diskussion aufkam. Es ist furchterregend, dass niemand öffentlich eine weitere Meinung vorstellte. Es ist finster, dass es nur Zustimmung und Abnicken gab. Besonders erschreckend fand ich, dass viele Menschen meinen „Mut“ bewunderten. Ich möchte noch einmal sagen, dass wir in unserem Land immerhin Meinungsfreiheit haben. Wie wollen sich die Geplagten wehren, wenn sie meinen, es brauche Mut? Es braucht keinen Mut. Demokratie heißt: Maul aufmachen. Mitbürger, nutzt Eure Meinungsfreiheit. Das könnt ihr nicht in jedem Land! Nutzt die öffentlichen Medien, wehrt Euch, bringt Leben ins Land.

Dr. med. Conrad Feder

Thursday, April 12, 2007

Früher reichte es auch: 300 gr Wodka?

Früher

Früher hat man Frauen,
die man lieben wollte,
Rosenblüten gepresst
zwischen Büttenpapier

Ketten, Ringe,
einen Mercedes Benz
Theaterkarten, Sekt
und ein Opernglas,

das schenkte man.
Dazu kam man im Anzug
frisch gebadet, gekämmt
und mit einem Strauß

Jetzt schenkte ich Dir
gepresste Kröten,
getrocknete Spinnen,
verdorrte Mäuse

ein Glas Wasser
eine Krücke, Vergissmeinnicht
und ein Tagebuch,
in dem du schimpfen kannst

über mich
oder andere
wenn du Zeit hast
oder Lust dazu

Das weiß ich nicht,
würde ich aber gern
Ich schenkte dir einen Stern
und flüssiges Morgengoldlicht

Dann seh ich dein Gesicht,
aber das willst du wohl nicht

Wednesday, April 11, 2007

Das Vierte Reich

DAS VIERTE REICH
Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, dass er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt das aus einem gewissen Grund nicht.
Kurt Götz, Schauspieler


Was gestern rechtens war,
kann heute nicht unrecht sein.
Filbinger


Eine Veranstaltungsreihe zu Armut und eben auch zu Armut in unserer Gesellschaft soll hier in Münsingen stattfinden.
Am 15. Mai soll es zu einer „Expertenrunde“ kommen.
Dazu gehöre auch das Thema: „Werde ich noch optimal behandelt, wenn ich krank oder pflegebedürftig bin?“
Dies möchte ich dahingehend gerne ergänzen :“Werde ich noch optimal behandelt und wird meine Menschenwürde geachtet, wenn ich alt und krank oder wenn ich pflegebedürftig und arm oder wenn ich krank und arbeitslos bin.“

Gleichzeitig gibt es Politiker, die sich stolz darauf geben, dass Grafeneck einen Platz in der „bundesdeutschen Gedächtniskultur“ bekommt, da die Ausstellung der Gedenkstätte Grafeneck im Mai in Berlin zu sehen sein wird.


Wir könnten auch ganz global mit einer Würdigung der weltweiten Produktion von Armut beginnen, zuerst mit der Nord-Süd-Achse. Ich will nicht über die aggressive Friedenspolitik und Ölsicherungsstrategie der USA sprechen, nicht über die Drogendeals und Waffenschiebereien der Geheimdienste, nicht über die Ausbreitungswünsche machtgieriger Individuen unter den islamischen Fundamentalisten. Also weder über den Imperialismus noch über den so genannten Djihad. Obwohl uns die Beteiligung oder Nichtbeteiligung meines Landes daran Geld und Nerven kostet.

Nicht, dass uns das nicht alles beeinflusst. Nicht dass es uns nichts ausmacht, wenn unsere Küsten durch die globale Erwärmung und ihre Folgen demnächst überflutet werden, nur weil die kapitalistisch-marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsbosse sich zu lang dem Fortschritt verweigerten und Projekte zur Energieeinsparung und zu alternativen Strategien in den Keller beamten.

Nein, es geht um Ausgrenzung und um die Verwaltung von Armut und Leiden mit Hilfe eines anonymen Apparates, den ich das Vierte Reich nennen muss.

Vergangenheitsbewältigung heißt nicht, dass wir etwas „in der Vergangenheit“ bewältigen,. Das können wir gar nicht. Wir müssen unsere Vergangenheit jetzt bewältigen, heute und morgen und übermorgen. Wir müssen aufmerksam leben.

Eine Floskel wie „bundesdeutsche Gedächtniskultur“ steht uns nicht zu, und eine rituelle Entsorgung von über 10 000 Toten spricht gegen eine tatsächliche aktive und anstrengende tägliche Auseinandersetzung.

Ich meine nun nicht, dass Herr Ernst-Reinhard Beck das so gemeint hat. Aber der Kontext des Artikels im Albboten reicht nicht aus, um mehr zu sagen.

Sicher brauchen wir auch Trauer und Vergessen. Aber in Grafeneck allein wurden im Jahr 1940 insgesamt 10 654 Menschen getötet, die damals dem deutschen Steuerzahler und der Rüstungswirtschaft auf den Beutel drückten. Diese Menschen waren vor allem eines: sie waren volkswirtschaftlich unproduktiv, nutzlos.

Damals sei keiner schuld gewesen. Man hätte Befehle gehabt. Man hätte gehorchen müssen, man hatte Familie. Man musste seine Arbeit verrichten.

Jetzt wird dies alles am Schreibtisch erledigt. Ja, ich glaube, jetzt ist oft das jeweilige Computerprogramm schuld, nach dem man sich richten muss. Bis zu den Textbausteinen, mit denen dann Sachbearbeiter an beiderseits beinamputierte Patienten anlässlich der Ablehnung von Hilfsmitteln schrieben: „Sie haben kein Recht zu gehen.“

Wer arbeitslos ist, muss sich ganz selbstverständlich andere Regeln gefallen lassen als derjenige, welcher glücklicherweise Arbeit hat. Ein datenschutzrechtlich geschütztes Privatleben hat er fast nicht mehr. Ein Arbeitsloser, welcher zum Beispiel über zumindest zwei Stunden Briefmarken auf Kuverts kleben könnte für eine Zeitarbeitsfirma, gilt auch beim Arzt als arbeitsfähig. Hier geht es rein um die Frage, wer zahlt, Krankenkasse oder Arbeitsamt. Wer nichts hat, brauche auch weniger. Wer arbeitsfähig ist, braucht wie ein unmündiges Kind auch noch eine Bettlägerigkeitsbescheinigung vom Arzt, wenn er nicht termingerecht auf dem Amt einrücken kann. Entwürdigend und ohne jede Rechtsgrundlage. Ich erinnere auch gerne an „Aktion Arbeitsscheu Reich“, 1938!

Ärzte werden von medizinischen Laien ausgefragt, sollen ihr Tun begründen, ob denn Einsparung möglich sei.

Wer in Pflegestufe zwei ist, braucht nicht mehr an die frische Luft, da er ja nichts mehr selber erledigen könne. Also wird dann eine Schiebehilfe für den Rollstuhl nicht genehmigt.
Zur Presse traut sich kaum je ein Patient.

Patienten, in Deutschland herrscht Meinungsfreiheit. Wehrt euch, holt das Fernsehen, den Rundfunk!

Pflegebedürftige haben oft nicht einmal ein Taschengeld mehr übrig. Der medizinische Dienst der Krankenkassen entscheide jetzt zu 50% am Schreibtisch in Balingen, in welche Pflegestufe ein Patient in Münsingen kommt. Dies anhand von Unterlagen, die nur der Patient oder sein Vertreter ausgefüllt hat. Muss ja oft schief laufen. Hier braucht also der Patient professionelle Hilfe für die Unterlagen. Das muss er auch noch bezahlen. Im Internet gibt es denn auch genug Angebote so um die 250.- Euro dafür. Die haben ja auch alle.

Die Pflegeversicherung trat 1995 in Kraft. Anscheinend wird das Pflegen zu teuer. Also betritt man neue Wege. Vermutlich ist der MdK auch überlastet, da die Krankenkassen diesen mit Bergen von Anfragen und Gutachten zuschütten.

Die Menschen in unserem Land werden alt, pflegebedürftig und damit dann auch oft arm. In den Pflegeheimen wird man kaum viele Menschen finden, die nicht als arm zu bezeichnen sind. Natürlich erhalten sie Essen, Wohnung, Pflege. Und das zu QM-Standard (QM=Qualitätsmanagement, ein Unwort). Unsere alten volkswirtschaftlichen Schädlinge mit ihrem lebensunwerten Leben bezahlen auch gleich mit, dass da jemand sitzt und den ganzen lieben Tag am PC alle biologischen Regungen und pflegerischen Verrichtungen im Lauf der Kostenkontrolle einträgt. Ballastexistenzen, die wir uns nicht leisten können?

Das ganze System scheint nur noch auf Kostenkontrolle im tatsächlichen patientenzentrierten Arbeitsbereich angelegt. Dafür wird die übergeordnete Verwaltung unverhältnismäßig aufgebläht, Sachbearbeiter und Ärzte erhalten Bonuspunkte und Gehaltserhöhungen beziehungsweise Zuschläge und außerbudgetäre Sondervergütungen auf Grund von Einsparvolumina und nicht nach qualitativen Gesichtspunkten in der Versorgung der Klienten.

Das ist ein Trauerspiel, das alle Beteiligten mit zu verantworten haben.

Als das einzig gute an den letzten Reformen erscheint, dass jeder wieder in eine Krankenversicherung können soll.

Und es wird schlimmer werden. Im Film „Children of Men“ wird gezeigt, wie die Welt überaltert, eine unfruchtbare Menschheit alle Hoffnung verliert, Asylanten und illegale Immigranten in Konzentrationslager kommen, keine Sorge, nicht hier, im UK, wo dann auch Rauch aufsteigt überall von brennenden Rinderkadavern. Rinderwahnsinn komme ja aus dem UK, und AIDS kommt aus Afrika. Ich wohne in Münsingen, Gott sei Dank.

In Deutschland sinkt und sinkt die Zahl der Kinder, und die Alten werden immer älter. Wir brauchen uns, wir Alten, daher dürfen wir dann auch erst mit 67 in Rente. Dann werden wir teurer und teurer, und wer soll das bezahlen?

1935 wurde gerechnet (mit Geisteskranken, nicht mit Rentnern, das kommt dann noch?):



„1 Geisteskranker kostet täglich 4.- RM, ein Krüppel 4.50 RM, ein Verbrecher 3.50 RM.

In vielen Fällen hat ein Beamter täglich nur etwa 4.- RM, ein Angestellter kaum 3.50 RM, ein ungelernter Arbeiter noch keine 2.- RM auf den Kopf der Familie.

a) Stelle diese Zahlen bildlich dar.
Nach vorsichtiger Schätzung sind in Deutschland
300 000 Geisteskranke, Epileptiker usw.
in Anstaltspflege.
b)Was kosten diese bei insgesamt einem Satz von 4.- RM?
c) Wie viele Ehestandsdarlehen zu je 1000.- RM könnten - unter Verzicht auf spätere Rückzahlung - von diesem Geld jährlich ausgegeben werden?“


Man war 1940-1941 mit über 70 000 Entsorgungsfällen vermutlich effizienter als heute. Bei der Aktion T4 entschieden 40 Gutachter anhand einer Patientenbeschreibung auf Meldebögen über deren Schicksal. Ob schwul, ob blind, ob taub, ob alkoholkrank, Epileptiker, psychotisch oder schwachsinnig, hier gab es ein konsequent wirtschaftliches Vorgehen.

Wenn man die Sparmassnahmen im Krankentransportwesen heute anschaut, damals brauchte es solche Maßnahmen nicht . Es gab die Gekrat, die „Gemeinnützige Krankentransport GmbH“, absolute Transparenz, Kostenbündelung und damit auch Arbeit für gemeinschaftsfähige Bürger. Was brauchen wir auch ausgebildete Rettungssanitäter auf der Alb, wer soll die bezahlen? Abschaffen. Ein Wunder, dass wir meistens wieder einen Notarzt haben.

In der Politik wird verhohlen und auch unverhohlen das sozialverträgliche Frühableben gefordert. Sobald ein PC-Programm Alte als lästig einstufen sollte, pflegebedürftig mit minderwertig gleichsetzt, sollten Programmierer und user an eine zentrale Meldestelle gemeldet werden können. Jeder Verstoß gegen das Datenschutzgesetz von Ämtern, Kassen, Kliniken, Sachbearbeitern, Personalbüros sollte ebenso wirksam (!) gemeldet werden können.

Divide et impera, „Teile und herrsche“. Ein Leitsatz der Römer mit Gültigkeit im Kolonialismus und auch im Dritten Reich, in dem es alle Behörden mindestens doppelt gegeben hat. Wo zwei sich in die Quere kommen, lacht der Dritte. Das gilt immer.

Im Gesundheitswesen bei uns verzettelt sich alles, keiner traut dem anderen, keiner kann dem anderen trauen, Kostendämpfung, Kostentransparenz, Konkurrenz, Qualitätssicherung, über 200 Krankenkassen, DMPs (verdeutschtes englisches Zeugs), Einzelverträge mit vielen Kassen, Sparverträge zur Arzneimittelverschreibung mit Bonuspunkten mit verschiedenen Kassen, eine Unzahl an Einschränkungen , Richtlinien, Verboten, Papier um Papier Tag für Tag. Ich weiß, was ich mit Papier machen kann. Ich kann es entsorgen.

Ich soll als Kassenarzt meine Patienten wirtschaftlich und fachlich richtig versorgen, Das ist in Ordnung. Aber wirtschaftlich ist NICHT das 1. Gebot, es ist das 2.Gebot. Und so soll es wieder sein können. Sonst sehen weiter viele Ärzte in ihrem Berufsleben keinen Sinn, behandeln ihre Patienten entsprechend demotiviert, und das sind die oft schon selber.

Wozu haben wir Europa? Ich verlange einen europäischen Pflegestandard, in dem die QM Dokumentation zweitrangig und die Pflege wieder vorrangig wird. Ich verlange, dass der Wille und die Würde des Menschen respektiert werden. Ich verlange, dass Patientenverfügungen respektiert werden.


Ich verlange, dass das Grundgesetz in den Punkten Unversehrbarkeit der Person, Unantastbarkeit der Intimsphäre und Achtung der Menschenwürde in die tägliche Arbeit von politischen Gremien, Gesetzgebern, Verwaltungsbeamten, Sachbearbeitern, Kassen, Pflegern und Ärzten Geltung erfährt.
Ich verlange eine europäische Positivliste für Medikamente, aus der klar ersichtlich die Verschreibbarkeit hervorgehen muss. Ich verlange, dass nicht mangels mutiger und konsequenter Lösungen Ärzte für die medizinischen Kosten ihrer Patienten haften.

Ich verlange, dass niemand aus Angst vor Armut mangelhaft gepflegt wird. Ich verlange eine ökonomisch tragfähige Situation, in der alte , kranke, pflegebedürftige, mittellose Menschen motiviert und insbesondere mit Erhaltung von Lebensqualität gepflegt werden können.

Ich verlange also die Voraussetzungen für eine solche Pflege, in der die Förderung der Lebensqualität im Team wieder vor Einsparungsnachweis und Dokumentation kommen sollen.

Ich verlange eine neue Sprache, das Auswechseln der Führungsgremien, eine grundlegende Wendung zu einer Erneuerung unserer deutschen Kultur (ich kann das auch! siehe oben: Grafeneck und Herr Beck), zu einer Besinnung auf ein Leben, in dem der Mensch im Gesundheitswesen mit seinen Bedürfnissen wieder im Vordergrund steht.

Es wird nicht anders gehen. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Wie kann der Kopf eine Gehaltserhöhung kriegen, wenn der Fisch nicht mehr schwimmt?

Wer sich angegriffen fühlt, sei angegriffen. Er kann mir immer vorwerfen :

„Die Gemeinschaftsunfähigen sind und bleiben die biologischen Bolschewisten und Prototypen des anlagemäßig bedingten Untermenschentums.“

Ich will dann lieber als gemeinschaftsunfähig gelten und irgendwann entsorgt werden, als mich in den Dienst anonymer Machenschaften zu stellen, in die Fron automatisierter Verwaltungsakte, in die Sklaverei der Bürokratie.

Ich will nicht für das Vierte Reich arbeiten, sondern dagegen.

Ich appelliere an Sie:
Zeigen Sie Zivilcourage!
Äußern Sie Ihre Meinung, auch wenn sie falsch oder in Teilen nicht richtig sein mag!
Scheuen Sie sich nicht, die Medien einzuschalten, dafür sind sie da, erinnern Sie diese daran!

Seien Sie misstrauisch, wenn jemand an Sie appelliert!
Seien sie misstrauisch, wenn Sie etwas umsonst tun sollen!
Wenn Sie sparen sollen, fragen Sie: für WEN?
Seien Sie misstrauisch wenn Sie guten Willen zeigen sollen.
Fragen Sie IMMER zuerst: für WEN?


Dr. med. Conrad Feder

Monday, April 2, 2007

Psychopomp und Besessenheit

Allgemein sei der Psychopomp eine mögliche Form der Personifikation des Todes.Seine Bedeutung sei neben dem Transport der Seele vor allem der Prozess der Akzeptanz der Sterblichkeit. Er sei vor allem ein Führer und Helfer.

Psychopompoi bedeute wörtlich übersetzt "Seelengeleiter"; sie sind als Begleiter zwischen den Welten zu sehen.
In der Mythologie seien das zum Beispiel Hermes und Christophorus. Schamanen haben einen ganz ähnlichenm Zugang zu ihren Patienten.

Manchmal komme ich bei meiner Arbeit nicht nur an die Grenzen meiner Energie sondern auch an den Rand meiner Person und an die borderline-Küste meiner Patienten.

Das hat gute Seiten so lange ich meine Kraftquellen nicht anzapfen und vermischen lasse. Unter dieser Bedingung kann ich meine Lebensfreude und mein Leuchten-in-diesem-Leben hinübertragen und wieder mitnehmen.

Unglaublich viele Menschen SCHEINEN aus dem Leiden Kraft zu schöpfen, sie schaffen sich ihr Leiden immer neu. Leidenschaft ist Kraft, die Leiden schafft: das habe ich einmal so gehört, und das stimmt genau.
Diese Patienten kommen häufig mit ämöboid-übergreifenden Persönlichkeitswucherungen zu ihrem Gegenüber, versuchen Besítz zu ergreifen, schaffen oft Besessenheit, arbeiten mit double bind Techniken, Erpressung, Drohung, Einschüchterung, Verwirrung.
Wenn das Gegenüber mit-leidet, so vermag ein solcher Patient aus dem von ihm Besessenen weitere Kraft zu ziehen, Kraft, die weiter Leiden schaffen wird.

Hier ist Mit-Leid fehl am Platz.
Es hilft auf einer anderen Ebene KEINEM von beiden.

Ich glaube auch nicht, dass es eine einfache Lösung gibt. Manchmal muss ich mich solchen Angriffsversuchen einfach ganz brutal durch Ablehnung und Rückzug verweigern. Das heißt, ich schicke den Patienten weiter.

Ich freue mich über Anregungen in diesem öffentlichen Tagebuch!

Saturday, March 24, 2007

Cafe Nero

CAFE IN BERWICK ON TWEED

Im Cafe Nero
Allein
Ich und mein Telefon

Am Strand
Werden die kleinen Dinge
Plötzlich groß

Aus einem Stein
Wird ein Bär
Oder ein Kürbis

Aus einer Muschel
Glänzend in Perlmutt
Leuchten die Sterne

Tang tanzt in kleinen Wassern
Wie langes Haar im Wind
Mein Schatten fällt dort hin

Und aus den Wellen im Sand
Lese ich den Lauf der Gezeiten,
Aus Vogelkot den Hunger

Und die Einsamkeit
Der Möwen, die sich
Den Himmel mit mir teilen

Und aus den Wolken
Wird ein Stein
Ein Drachen, eine Blume

Am Horizont
Zwischen den Welten
Ein Übergang

Kein Engel
Nimmt mich
An der Hand

Im Cafe Nero
Ich
Allein

Friday, March 23, 2007

Children of Men

Childen of Men

Der Film war beeindruckend konsequent, das UK ein Chaos, Müllhalden, brennende Rinderkadaver, Schulruinen, „fugees“ in Käfigen, Erschießungskommandos, staatliche Paranoia, Gesetzlosigkeit, Konzentrationslager, und nach anhaltenden Kriegen eine weltweite Unfruchtbarkeit und Kinderlosigkeit. Die Trauer ist global zu spüren. Eine Frau entkommt mit ihrer neugeborenen Tochter in die Hoffnung auf ein neues Leben.

Wie weit davon ist die Wirklichkeit, diese dünne Schicht gesteuerter Wahrnehmungsebenen?

Hier gibt es immer mehr gesunde und kranke alte Deutsche. Die gesunden Alten sollen arbeiten, bis ihnen der Sargdeckel auf den Kopf fällt. Die kranken Alten werden wirtschaftlich versorgt.

Schön, dass wir sie noch am Leben lassen.
Ich bin nächsten Monat 57.

Früher hat man das bei uns anders gemacht. Grafeneck ist ganz nahe, ein übler Fleck in der Geschichte. Hinter Kostenrechnungen und bürokratischen
Regelungen steckt eine zunehmend autonomere und unkontrollierte Verwaltungstechnokratie, die wie ein Riesenkrake alles verschlingend überall lauert. In dieser entmenschlichten Sphäre vermeine ich neben Mozarts Kleiner Nachtmusik und Beethovens Eroica ein wenig Hiphop, Rasta und chillout Musik zu hören, dahinter Schreie, ersticktes Gurgeln, Seufzen, Wortfetzen wie „entartet“, lebensunwert“, „gemeinschaftsunfähig“. Die höflichen Angestellten, die diese Kulisse verwalten, schreiben Briefe an beidseits oberschenkelamputierte Schwerstkranke: „Sie haben kein Recht zu gehen.“

Wenn ich wahrhaftig leben will, so muss ich mich jeden Tag mit meiner Verletzlichkeit auseinandersetzen, mit meiner Nacktheit, mit werden und vergehen. Erst dann bin ich frei für Wahrnehmungen außerhalb meiner selbst. Erst dann habe ich meine Gutenachtgeschichte verdient.

Altern ist nicht nur schön, Schmerzen, Auflösung, üble Gerüche, Trauer. Aber der zunehmende Hormonabfall macht Raum zwischen den Schleiern der Maja, zwischen den heftigen Anfällen von Verlangen, und wir sehen wieder mehr, besser, andere Konturen können hervor treten, Gewichtungen fallen weg, der Kopf wird freier.

Der Kurs „Palliativmedizin“ ist so ein typisch deutscher Ansatz. Mein Kollege M. hat recht. Kann in einem Fachgespräch die Befähigung zur Sterbebegleitung geprüft werden? Im UK heißt das „palliative care“, care!
Wir brauchen alle Ärzte geschult im Umgang mit Schmerztherapie und Schmerzpumpen und mit medikamentöser Sterbebegleitung, wenn diese notwendig werden.

Ich soll 25 Patienten aus den letzten 5 Jahren schildern, bei denen solche Maßnahmen nötig wurden. Es ist eine Geschichte des eigenen Versagens, eine Geschichte verlorener Kämpfe, es ist auch eine Geschichte von Erlösung.
Die 6 Kurstage haben angeregt, getröstet und selbstkritisch gemacht.

Am schlechtesten konnte ich den Patienten helfen, die Wände und Wände aus Schweigen um sich errichtet hatten, deren Verwandte Wand um Wand zogen, Menschen, die den Krebs, den Schmerz und den Tod bis zuletzt verleugneten. Wie soll ich denen helfen? Ich weiß es auch nach diesem Kurs nicht. Ich fühle mich hilflos.
Gibt es einen Weg um die Wand herum?
Es soll doch immer mindestens 3 Wege geben: stehen bleiben, durch die Wand, um die Wand herum?

Wo ist heute meine Gutenachtgeschichte?

Thursday, March 22, 2007

The Hollow Men

"Between the idea
And the reality
Between the motion
And the act
Falls the shadow"

The Hollow Men
T.S.Eliot

lost in transition

I saw a film, "Lost in Translation". Not bad, weird, about the Japanese and our limits of communication.
Now blogging from Edinburgh, having another coffee in another cafe, the Black Medicine Shop.
I am ususally so busy, time passes quickly, and I don't easily feel lost. My life has a continuous meaning, my own importance has grown into an awareness of self-importance to which I am accustomed by now. Now I am loitering around Edinburgh, watching so many eyes staring, hungry for life, pale kids at the side of sloppy fat mothers stepping into light, coming out of their dark dungeons, drug addicts begging for coins, school classes queueing up for a tour of the castle, their faces bored. I got hungry, bought some samosas, started eating them, placed the bag on top of a litter bin, drank my ginger beer. All of a sudden time appeared as a vacuum, I felt being pulled into nothingness, lost, meaningless, soon to be poor, hungry, thirsty, seriously ill and finally defeated.
The tall grey stone houses, these dark and narrow steps, Fleshmarket Close, a T-shirt shop at the corner, and towering above all of them the castle, the rock and Earl Haig on his splendid horse.
Somewhere near the Writer's Museum a step, a stone, enchisseled the words: "It's a grand thing to get leave to live." I still have to digest that.

Tuesday, March 20, 2007

her hair spread out in fiery points, glowed into words

And other withered stumps of time
Were told upon the walls; staring forms
Leaned out, leaning, hushing the room enclosed.
Footsteps shuffled on the stair.
Under the firelight, under the brush, her hair
Spread out in fiery points
Glowed into words, then would be savagely still.


The Waste Land
T.S.Eliot
1922


In Berwick on Tweed, im Café Nero.
Ich möchte Sie nicht mit The Waste Land
langweilen, aber geht das überhaupt?
Anlässlich eines Kurses in Palliativmedizin
und meines kommenden Geburtstags im
April habe ich T.S. Eliot wieder gefunden.

Hier stürmt es, die Wellen rasen über
das Meer mit Fahnen von Gischt, brechen
über die Fundamente des Leuchtturms, der
Wind ist herrlich, die Luft ist zum Trinken.
Nun schneit es, nachdem vorher das Licht grell
und wild über das Meer glitzerte. Ein Seehund
tauchte auf, wie ein Gruß aus dem Meer. Ich bin
froh, wieder hier zu sein.

Das möchte ich malen, und ich weiß, dass ich
es nicht kann, wie das Haar Worte in die
Atmosphäre brennt, und wie es dann
barbarisch still wird.

Ich habe noch kaum je ein faszinierenderes Bild
gelesen, gelesen und an meiner inneren Wand
sehen können.

Hier finde ich den Unterschied zwischen dem
Ausdrucksvermögen von Sprache und Bild
wieder. Ich erinnere mich, wie viel spannender
und farbenfroher und vielschichtiger Winnetou
oder Lederstrumpf oder Doktor Schiwago als
Buch waren, wie verhältnismäßig enttäuschend
ich die Filme fand.

Ich lasse mir diesen Satz nochmals auf der
Zunge zergehen, schlürfe meinen Cafe, warte auf
eine Eingebung, stelle fest, dass ich bedürftig bin.

Monday, March 19, 2007

Dying with a little patience

After the torchlight red on sweaty faces
After the frosty silence in the gardens
After the agony in stony places
The shouting and crying
Prison and place and reverberation
Of thunder of spring over distant mountains
He who was living is now dead
We who were living are now dying
With a little patience


The Waste land, T.S.Eliot, 1922

Looking into the heart of light, the silence

—Yet when we came back, late, from the Hyacinth garden,
Your arms full, and your hair wet, I could not
Speak, and my eyes failed, I was neither
Living nor dead, and I knew nothing,
Looking into the heart of light, the silence.


T.S.Eliot
The Waste land
1922

I will show you fear in a handful of dust

What are the roots that clutch, what branches grow
Out of this stony rubbish? Son of man,
You cannot say, or guess, for you know only
A heap of broken images, where the sun beats,
And the dead tree gives no shelter, the cricket no relief,
And the dry stone no sound of water. Only
There is shadow under this red rock,
(Come in under the shadow of this red rock),
And I will show you something different from either
Your shadow at morning striding behind you
Or your shadow at evening rising to meet you;
I will show you fear in a handful of dust.

T.S.Eliot
The Waste Land
1922

April is the cruellest month

APRIL is the cruellest month, breeding
Lilacs out of the dead land, mixing
Memory and desire, stirring
Dull roots with spring rain.


T.S.ELIOT
The Waste Land, 1922

Klagemauer

Bin ich eine Klagemauer?
Ich brauch mal eine, ein bis zwei Mal
die Woche.
Dann stell ich mich hin, den Blick auf
nichts als Leere, und diese werde ich mit
Heulen füllen, mit Tränen, mit Wut, mit
Enttäuschung, mit meinem Blut.
Ich weiss nicht, wie lange es dauern wird,
aber es muss genug sein, es wird reichen
müssen für die anderen Tage davor und danach.
Es wird reichen müssen für die Schreie der anderen,
für die brüllenden Stummen und für die
geschwätzigen Blinden.
Es wird reichen müssen, bis grüne Knospen aus
den schwarzen Ästen sprossen, bis zu Traum und
Apfelblüten, bis in die grausame Sehnsucht nach Leben,
bis in den April und dann bis Dezember.
Es wird reichen müssen.
Bin ich eine Klagemauer?

Saturday, March 17, 2007

Sydney's, aus "Joanna und die Killer"

Sydney ´s
Aus der Speisekarte: “Chateau Xanadu Semillon 1998”
Western Australia (Margaret River)
“Wundervoll trockener Wein, der seidenweich
über die Zunge fließt, er hat enorme
Komplexität und ist von betörender Eleganz.
Lagerung in neuen französischen
Eichenfässern. Dieser Wein passt ausgezeichnet
zu Fischgerichten aller Art. Ein Semillon,
der zu den besten in Westaustralien gehört.“


Dazu neuseeländische Green Shell Muscheln
in Kokosnuss – Chili – Limonen – Sud. Eine kleine
Portion. Auf die Bemerkung des Doktors : „und
werde ich davon satt?“ brachte die Bedienung
einen großen Korb Weißbrot.
Das Sidney’s liegt in der Stuttgarter Innenstadt,
Bumerang, Didgeridoo und Bilder mit den Motiven
der australischen Ureinwohner zieren zusammen
mit einem Sandkasten das Restaurant. Das Essen
ist gut, die Portionen sind zu klein.
Die Hintergrundmusik war leise genug und gut,
Didgeridoo und andere europäischere Klänge.
Die Speisekarte mit dem Summer Menu gab es
für sechs Mark zu kaufen. Die Beschreibung
der australischen Weine brachte den Doktor
zum Lachen.
Er fand zum Beispiel auch folgenden Text
oberaffengeil:
„Knappstein Lenswood Chardonnay1997“, South
Australia (Lenswood in den Adelaide Hills),
“Trocken-halbtrocken, duftet nach weißem
Pfirsich und Nektarinen, ein Hauch von
Feigen und mit typisch rauchigen Noten
von getoastetem Holz,weich und cremig
mit einem touch von Butterscotch.“

Ein Gedicht, traumhaft, Klänge aus einem
verwunschenen Garten.

Australische Winzer, dachte der Doktor, müssen
eine Mischung aus Daniel Düsentrieb und Dylan
Thomas in riesigen fruchtbar wuchernden
Weinbergen sein, keine kargen Gogen aus
Tübingen, völlig ohne die schwäbischen Bürden
des Steinlesens und des Güllefahrens. Nein,
diesen Dichterbauern könne man weder
einen schlechten Geruch noch böse Witze
anheften.
Aber insgeheim dachte er auch wieder, ob
diese Jungs nicht nur gute Texter angeheuert hatten.
Ob sie nicht in Wirklichkeit wie besoffene
Kängurus mit verschissenen Unterhosen völlig
verschwitzt durch ihre Weinberge hopsten,
Unkrautsprays auf den Rücken geschnallt,
riesige Spritzpistolen fest in beiden Händen.
Ob nicht bei anderen Hubschrauber
Wolken verheerender, lebensvernichtender und
die Teilung der menschlichen Chromosomen
störender, Missgeburten fördernder
Ungeziefervernichter mit lautem Flügelschlagen
und zischenden Düsen in die grünen Hügel
verteilten?


(für meinen Nachbar im Kurs Palliativmedizin)

Speisekarte, Sydney's

Speisekarte

Summer Menu, Sydney’s, Stuttgart, 2001
Neu
Dessertwein, Penfolds Botrytis Semillon 1998
Diese Trockenbeerenauslese wurde hergestellt aus den vom Edelpilz Botrytis befallenen Semillon - Trauben. Der Wein kombiniert Honigaromen und Geschmack nach Orangen mit wunderbarem Fruchtcharakter. Er passt hervorragend zu Käse und Desserts. Genießen sie eine außergewöhnliche Spezialität


(für meinen Nachbar im Kurs Palliativmedizin)

The other side of light

„the other side of light
isn’t very bright”

R.D.Laing, “Do you really love me?”

Berühre eine Blume

Berühre eine Blume,
und die Sterne erzittern.

Paracelsus



Energy


Energy is eternal delight.

William Blake

HEXE UND MITTLER


Die althochdeutsche "hagazussa" = "die Zaunreiterin", ist
eher symbolisch gemeint.

Der "Hag" umgrenzte früher (heute z.T. auch noch
als "Hecke") den persönlichen Grundbesitz,
trennte also die vertraute Innen- gegen die
beängstigende und von jeder Menge wilden
Untieren besiedelte Außenwelt ab.

"Auf dem Zaun reiten" meint nichts anderes,
als einen Menschen, der seine Füße in zwei
verschiedenen Welten hat, einen in der
wohlbekannten Realität und einen in der
für das gemeine Volk unheimlichen „Anderswelt".

Wenn ich male, so stellte ich mir oft vor:

ZWISCHEN - WELTEN
„zwischadrenna“
in Zeit
Raum
Vorstellung
zwischen Menschen
in der Praxis
im Leben

Heute benannte Prof. Dr. Lorenz aus Pfullingen den
Arzt im Palliativmedizin-Kurs als "Mittler zu sich
selbst und zur Umgebung". Dies bezog sich heute vor
allem auf den Sterbeprozess, aber für mich betrifft
dies in einem spirituellen Sinn alles ärztliche Handeln.

Ein anderes Gebiet, über das wir viel sprachen, betrifft
die Bedeutung unserer Grenzen zur Aussenwelt,
oben und unten,vorn und hinten.
Eine geheime Frage musste ich mit nach Hause nehmen:
stopft nun Kakao oder nicht?



HUNA, Die sieben Prinzpien

IKE
Die Welt ist, wofür Du sie hältst.


KALA
Es gibt keine Grenzen.


MAKIA
Energie folgt der Aufmerksamkeit.


MANAWA
Jetzt ist der Augenblick der Macht


ALOHA
Lieben heißt, glücklich sein mit ...


MANA
Alle Macht kommt von innen.


PONO
Wirksamkeit ist das Maß der Wahrheit.



Segne die Gegenwart

Vertrau auf Dich selbst

Erwarte das Beste







Thursday, March 15, 2007

Ein schöner Tag

Eine Last ist von mir genommen. Ich konnte mit V. sprechen. Und ich bin wieder gesund. Nach sechs Wochen Nebenwirkungen eines Medikamentes (ACE-Hemmer) mit schwerem Krankheitsgefühl, Schmerzen und Erkältungssymptomen habe ich auch mal bei mir die richtige Diagnose gestellt.

Es wird ganz sicher Frühling. Mein Gesicht brennt, und meine Augen glänzen.Meine Seele lacht.

Genug vom Frohlocken, sonst kommt Karl Valentin mit den Problemen des Münchner Himmels zu uns.

Gestern abend erfuhr ich aus dem Fernsehen die Bedeutung von "mongolisch" im erotischen Bereich. Mongolisch bezeichne die Stimulation der Pobacken zum Lustgewinn.

Ob das einer wissen will?

Ich find's ok.

Mein Horoskop vom 17.-23.März 2007

Wochenanzeiger, Mittwoch, 14. März 2007

Widder
21.3.-20.4.


"Lassen Sie sich nicht von dem draufgängerischen Temperament eines Menschen beeindrucken, der Ihnen eine Liebeserklärung macht. Eine Beziehung wäre nicht von Dauer."

Dieses Horoskop teile ich mit Ihnen und Ihnen und Ihnen und...


Aber das ist schon "hammerhart". Hat mich für heute noch zum Lachen gebracht, während ich
nach Mitternacht Graupensuppe für meine geliebte und gefürchtete Kranke koche.

Wednesday, March 14, 2007

Herr wirf das Gehirn herunter

Auf Schwäbisch sagt mein Kollege R.H. immer: "Herr, schmeiss s'Hira ra"!

Ich habe mit einem Patienten gesprochen, der auch eine sterbenskranke Frau hat. Es sind die diesselben Gefühlsschwankungen, Schuldgefühle, leben wollen, sich lösen wollen, Sehnsüchte. Es ist diesselbe Einsamkeit.

Jetzt ist meine Frau auf dem Weg der Besserung, und ich freue mich wahrhaftig für Sie. Sie wird sicherlich bald einmal nach nun über drei Monaten irgendwann krank zurück kommen, Ansprüche an mich stellen, mich brauchen. Ich weiss nicht, ob ich dem gewachsen sein werde. Ich weiss nicht, wieviel Liebe und Zuneigung ich geben und vermitteln kann.
Ich finde mich in einer Situation, in der ich Zuwendung brauche.

Auch wenn ich in ihre Augen blicke, diese kühn hellwach träumenden ewig kämpferischen Falkenaugen, ich kann die Vergangenheit nicht zum Jetzt machen. Es fällt mir oft alles schwer, zwischen weinen wollen und weg gehen wollen zu Sehnsucht und wieder haben wollen.

Die Trauer kommt nicht nur nach dem Tod oder nach einem Verlust, die Trauer fängt bei einem bewussten Leben viel früher an.


Die Japaner sagen, "im Anfang des Kennenlernens ist der Anfang des Abschieds."

Ich bin immer noch nicht über V. hinweg. Ich habe mich still und heimlich über eine lange Zeit verliebt. Scheint ja etwas einseitig zu sein, aber es ist vielleicht besser so. Wenn ich sie nicht sehe, fehlt sie mir. Das ist schon lange so. Sie soll nicht denken, es sei neu. Das ist es nicht.

Wenn sie lächelt oder grinst, dann geht die Sonne auf wie aus einem grauen bitteren Albhimmel, wenn die Wolken aufreissen, wenn die Nebel ziehen und wenn die goldenen Strahlen einer Oktobersonne in Tautropfen und in Spinnweben funkeln. Wenn sie strahlt, so sieht das aus wie Juni im Dezember. Ich strahle innerlich mit, ich bin hingerissen. Stop.

Wenn Tote heim kommen

Eine Geschichte bei einem Hausbesuch:
das "Bäsle", wie man bei uns sagt, hatte einen schwer kranken Ehemann. Sie kamen in die Jahre, und er war oft im Krankenhaus, oft schon in Lebensgefahr gewesen. Sie hatte nie viel von ihren Gefühlen zeigen können, eher ein Kopfschütteln und ein etwas aufgesetzt wirkendes Lachen. Als es bei ihrem Mann ans Sterben ging, begab sie sich ins Krankenhaus und drängte darauf, dass er jetzt sofort nach Hause kommen solle zum Sterben. Ihr Begehren war erfolgreich. Noch heute, viele Monate später, erzählt sie allen Verwandten, sie sei eine frohe Witwe, weil sei so glücklich sei, dass sie ihren Mann habe bei sich sterben lassen können. Ja, sie solle doch in Schwarz trauern und nicht so fast unverschämt fröhlich sein. Bei ihrem letzten Gespräch mit meiner Patientin meinte sie aber, es sei an der Zeit, jetzt könne er ruhig auch einmal wieder heim komen.
Das ist Trauer auf der Schwäbischen Alb, karg, herb, aber doch auch irgendwie schön!

Die Rippe Adams

"Das Ripp", das Weib. Eine christliche Lehre und laut einem Rabbiner, dem ich zugehört habe, eine Fehlübersetzung. Im Hebräischen wird Eva aus der Seite des Mannes geschaffen. Daher bedeuten Adam und Eva dann ganz natürlich zwei Seiten eines ganzen Wesens. Ein nicht verheirateter Jude könne nie ein ganzes Gemeindemitglied sein.

So viel Missverständnisse, Feindschaft, Erniedrigung und Erlösungsbedürnis auf Grund eines Übersetzungsfehlers? So viel Verstümmelung, Folter, Grausamkeit und Morde, so viele Qualen, solches Elend? Ich denke dabei an die Hexenprozesse.

Ich benenne auch die Ehezombies, die Untoten in den schönen Neubauten. Ich beschwöre die Selbstverwirklichungspaniker, die geopferten Kinder.
Ich male den stummen kleinen täglichen Tod an die Wand, die Seelengefängnisse, die unerfüllten Träume, die ungehörten Gedanken, die Gebete der Verlassenen, die Tränen der Trauernden.

Denk an die dumpfe Weitergabe einer Auffassung, die die Frau unter dich als Mann stellt, nur damit du dich nicht vor ihr fürchten musst? Was ist das für eine jämmerliche Geschichte.
Es ist doch die gleiche Geschichte einer geistigen Verarmung, die Geschichte von Bildersturm, Bücherverbrennung, Ächtung, Inquisition, die Jammertal-und- Jenseits - Geschichte.

Die Übersetzer müssen schön frustriert über ihren Weinhumpen gehangen haben.Der grosse Vater hat es auch nicht ändern wollen, wenn er doch die vielen schwarzen Männer in einsamster Enthaltsamkeit unterworfen gefangen halten will. Diener zwischen Welten....

Vielleicht ist es ja nicht nur wegen der Übersetzung. Mann und Frau sind eben doch zwei verschiedene Seiten dieses "Wesens" Mensch.

Von dem Augenblick an, in dem aus zwei drei werden, erfüllt sich die primäre Aufgabe der Zweisamkeit, es kommt zu einer Verteilung von Aufgaben, die alle dem Dritten dienen, dem "Kind". Während dieses Prozesses kommt es zu den tiefgreifendsten Verwirrungen, Mitteilungsstörungen, Selbstverständniskrisen und Überforderungssituationen aller Art für die Seiten Eins und Zwei.

Es ist tragisch, wenn in eben diesem spirituellen Umbau nichts weiter einfällt als verächtliche Zoten aus einem so durch einen Übersetzungsfehler erlernten überheblichen Selbstverständnis des Mannes.

"Das Ripp" war schuld. Nicht die Schlange auch? Der süsse Apfel der Lust? Wer hat gegessen?

Schlaft schön. Es ist spät geworden. Aber hört immer genau zu. Misstraut Übersetzern.

Freiheit

"Alterius non sit qui suus esse potest"

Wahlspruch des Paracelsus


(Eines anderen Untertan sei nicht wer sein eigener Herr sein kann)

Sunday, March 11, 2007

Langeweile

Wenn ich jetzt noch was schreibe, wird es langweilig. Oder gefährlich. Andere brauchen und wollen nicht alles wissen. Vor einer Woche habe ich V. zum Beispiel eine Geschichte erzählt, die zwar wahr ist aber nicht erzählenswert, eher nur flach und abstossend. Es war ein Zeichen der Abwehr, aber völlig übertrieben und verletzend. Ich sehe, das interessiert Sie nicht. Mich schon: ich konnte mich bisher nicht entschuldigen. Schuld ist eine Last, ist ohne Verzeihung allein oft fast zu schwer.

Unser Dr. Frhr. von Freytag-Loringhoven im Kurs für Palliativmedizin erwähnte mindestens zwei mal das Wahrhaftigkeitsprinzip: bleib wahrhaftig, wenn du etwas erzählst, aber du musst nicht so ehrlich sein, das du alles erzählst,was andere vielleicht gar nicht wissen wollen.

Die Grenze ist auch in so einem öffentlichen Tagebuch schwierig.
Ich will nicht langweilen, weder Sie noch mich.
Ich möchte nicht, dass man mir nachspionieren kann.

Aber ein Kommentar wäre hier hilfreich.
Vermutlich würde ich aber aus Trotz das Gegenteil tun.
Versuch?

Der Seidelbast

Ein Ausritt, selbstverständlich zu Pferd. Märzenbecher leuchten aus dem Moos. Ich sehe Seidelbast, reite weiter. Dann erinnere ich mich, bemerke so zu mir : "das ist Seidelbast".
Es bedeutet oft nicht viel, wenn man etwas benennen kann.
Das Geheimnis des Lebens im Seidelbast drückt sich nicht in einem Wort aus sondern im Seidelbast.
Der Akt des Benennens hätte nur einen Sinn, wenn Seidelbast verwendet werden soll, wenn vor Seidelbast gewarnt oder wenn Seidelbast als nützlich bezeichnet werden soll.
Eindeutig kann so Sprache der Erkenntnis des Wesens der Dinge im Weg stehen.
Es wird Frühling, mit allem was das bedeutet.
Seidelbast ist ein Zeichen, blüht zwischen totem Geäst.

Ich frage mich, ob es mir gleichgültig ist, welchen Weg ich nehme, wenn ich nur da ankomme, wo ich sein möchte. Nein, ich möchte da sein, wo mein Weg ist, in der Bewegung sein, wenn doch selbst das Ruhen nur eine andere Art der Bewegung ist, in der Ruhe bleiben, wenn doch Bewegung nur eine andere Art der Ruhe ist. Nicht nur irgendwo irgendwann sein, sondern jetzt da sein. Auf dem Weg zu meinen Zielen will ich da sein. In der Bewegung will ich ruhen. Der Weg ist nicht mein Ziel, der Weg ist mein ganzes Leben.

Why I am a friend of the pope and of kangaroos

Ja, warum. Die Zärtlichkeit der Frauen ist eine Gnade. Gnade kommt von oben, also entsteht Abhängigkeit.
Der Marienkult gepaart mit der Unterwerfung unter den Mantel des Papstes schafft doppelte Abhängigkeit für diejenigen, die das wollen, also für zumindest zutiefst gebundene Katholiken. Provokativ könnte man es masochistisch belegte Doppelabhängigkeit nennen. Ohne Lustgewinn macht das ja niemand, oder?

Kängurus haben einen Beutel, das ist schon bekannt.
Ich habe eine Riesenlust auch mal bei allen Riesenkänguruhopsern in so einem Beutel zu hängen und dabei über den Rand hinaus unverschämt und verschlafen zu grinsen.
Ganz besonders würde ich nur so den Papst um eine Audienz bitten, um ihm aus meiner sicheren Ecke heraus zu winken und "I love the Pope" zu rufen.

Die Kirche kennt Vergebung. Das möchte ich dann doch einmal ausnutzen!